- Standardsignatur4284
- TitelDorfuntersuchung Innervillgraten : Lebensverhältnisse einer extremen Bergbauerngemeinde zur Zeit beginnenden Kontaktes mit der Außenwelt
- Verfasser
- ErscheinungsortWien
- Verlag
- Erscheinungsjahr1960
- SeitenS. 43-70
- Illustrationen24 Abb., 40 Tab.
- MaterialArtikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200167852
- Quelle
- Abstract1. Die Gemeinde hat ausgesprochen bergbäuerlichen Charakter. Dieser ist gekennzeichnet durch die Steilheit des Geländes, die Verkehrsentlegenheit und die klimatischen Verhältnisse. 2. Die Besitzstruktur ist ausgesprochen kleinbäuerlich. Infolge starken Bevölkerungsdruckes kam es im Laufe des 15., 16. und 17. Jahrhunderts zu Hofteilungen und Besiedlung extremer Lage. 3. Da auch der Hofteilung und Neusiedlung Grenzen gesetzt waren, suchte man der Überbevölkerung durch die "institutionelle Sterilsation" zu steuern. Diese Erscheinung reicht bis in unser Zeit und entspricht einer Art "Malthusianismus", der, wenn heute auch nicht mehr auf anderem als wirtschaftlichem Zwang aufgebaut, zu sozialer und wirtschaftlicher Kritik führt. Die Familien sidn gesund und ausgesprochen kinderreich und erzeugen einen beachtlichen Geburtenüberschuß. 4. Der Hof wird als Selbstversorgerbetrieb für Familie und Sippe betrachtet. Die Bewirtschaftung ist auf möglichst hohen Rohertrag bei unverhältnismäßig hohem Arbeits- und geringem Kapitaleinsatz abgestellt. Eine Umwandlung zu marktorientierten Wirtschaften scheitert in den meisten Fällen im Mangel an Konkurrenzfähigkeit. 5. Nichtlandwirtschaftliche Berufe dienen vorwiegend den Bedürfnissen innerhalb der Gemeinde. 6. Die ungestörte geschichtliche Entwicklung, die verkehrmäßige Abgeschlossenheit und die Genügsamkeit der Bewohner führten zu einer wirtschaftlichen Stagnation, die heute das Hauptproblem für die Gemeinde darstellt. 7. Die zur Überwindung der wirtschaftlichen Erstarrungserscheinungen notwendige Initiative muß aus dem Dorf selbst herauswachsen. Die Bevölkerung befindet sich trotz niedrigen Lebensstandards in einem Zustand "relativen Wohlgefühls", der auf die bisher fehlende Vergleichsmöglichkeit mit anderen Bevölkerungsgruppen zurückzuführen ist. Die seelische Reife für eine energische Inangriffnahme wirtschaftlicher und sozialer Verbesserungsmaßnahmen ist noch nicht vorhanden. 8. Durch die verkehrsmäßige und technische Erschließung, soziale Maßnahmen sowie Schulung und Aufklärung wurden die überkommenen Lebensformen in den letzten 10 bis 20 Jahren stark gestört. 9. In naher Zukunft ist auf Grund der derzeitigen allgemeinen sozialen und wirtschaftlichen Lage eine stärkere Umschichtung in Bezug auf Berufsgliederung und Wirtschaftsform zu erwarten. 10. Die Auseinandersetzung mit der modernen Entwicklung, wie sie sich besonders nach dem Jahre 1945 anbahnte, ist eine, wenn auch zögernde, so doch durchaus aktive. Diese Vorsicht läßt ein gesundes organisches Wachsen neuer Lebensformen erwarten. Man könnte von einem Dorf im Aufbruch sprechen, wobei alle Anzeichen auf eine gesunde Entwicklung hindeuten.
- Schlagwörter
- Klassifikation912 (Kolonisationsprobleme. Siedlungspolitik)
913 (Beziehungen zwischen Wald und landwirtschaftlich genutzten Flächen (Acker, Wiese, Weide usw.). Waldrodungen; Aufforstungen von landwirtschaftlichen Flächen; Wechselwirtschaft, wandernde Waldfeldwirtschaft. (Politik); Landnutzung [Siehe auch UDC 332.3 Landnutzung und Unterteilung für Querverweise und auch UDC 711.4 Landnutzung; UDC 712.2 Landschaftsplanung im allgemeinen])
[436.7] (Tirol)
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