In dieser im Rahmen des ETC-Alpine Space Projektes ALP-WATER-SCARCE durchgeführten Arbeit wird anhand des flächendetaillierten Modells MIKE SHE für das etwa 120 km2 große Porengrundwassergebiet des Jauntal in Kärnten die aktuelle Verdunstung und die Grundwasserneubildung für einen Zeitraum von etwa 25 Jahren ermittelt. In diesem Zeitraum stehen Daten von Niederschlag, Temperatur und potentieller Verdunstung (Grasreferenzverdunstung) nach Penman-Monteith zur Verfügung. Es wurden Landnutzungsdaten erhoben und umfangreiche Bodenuntersuchungen im Gebiet durchgeführt. Auf Basis der österreichischen Bodenkarte (eBod) und den Bodenaufnahmen wurden 42 Pedohydrotope definiert. Für die Pedohydrotope wurden Boden-Grundparameter wie Bodentyp, Horizontaufbau (Mächtigkeiten), Humusanteil, Grobanteil bestimmt. Daraus wurden basierend auf die Daten der Bodenkundlichen Kartieranleitung der AG Boden von 1994 die charakteristischen bodenphysikalischen Parameter Feldkapazität, Permanenter Welkepunkt und Sättigungswassergehalt ermittelt. An die Werte wurden Pedo-Transfer-Funktionen nach dem Mualem-Van Genuchten Ansatz angepasst. Die Zellweite im Modell ist 100 m. Gerechnet wird auf Tagesbasis. Eine Besonderheit im Gebiet stellt die hohe Mächtigkeit der ungesättigten Zone mit bis zu 70 m dar. Für diesen mächtigen Bereich unterhalb der Boden- bzw. Wurzelzone, bestehend vorwiegend aus fluvio-glazialen Kiesen, sind die hydraulischen Parameter nicht bekannt, wenngleich aus Bohrungen punktuell Durchlässigkeiten abschätzbar sind. Es werden daher Sensitivitätsstudien durchgeführt, um die Dynamik der Grundwassemeubildung bei unterschiedlich gewählten Durchlässigkeiten zu analysieren. Ebenfalls wird analysiert, welche Auswirkungen eine Vereinfachung der Berechnungsmethode auf die Ergebnisse besitzt. Es wird in MIKE SHE neben der vollen Richards-Gleichung auch ein Ansatz angeboten, in welchem die Wasserbewegung in der ungesättigten Zone nur von der Schwerkraft abhängt. Die Saugspannungskomponente wird in diesem Fall vernachlässigt, was für einen groben Kiesuntergrund eine durchaus denkbare Variante scheint. Die anhand der vereinfachten Methode simulierte Grundwasserneubildung wird herangezogen, um sie mit Schätzformeln der Grundwasserneubildung (aus Niederschlag minus aktueller Verdunstung) auf Jahresbasis zu vergleichen. Für den Modellzeitraum wird die simulierte aktuelle Verdunstung mit der aktuellen Verdunstung nach TURC verglichen. Die TURC Formel beschreibt die aktuelle Verdunstung lediglich in Abhängigkeit von Niederschlag und Lufttemperatur und ist auf Jahresbasis anwendbar. Die Koeffizienten werden auf Basis der simulierten Verdunstung angepasst. Daraus werden schließlich unter Heranziehen von HISTALP Daten die Jahresreihen der Verdunstung und der daraus berechneten Gmndwasserneubildung verlängert (hier: bis in das Jahr 1813). In der Langzeitbetrachtung zeigt sich ein abnehmender Trend der Grundwasserneubildung seit Beginn des 20. Jahrhunderts, der im Großen und Ganzen dem Niederschlagstrend folgt, durch den Anstieg in der Lufttemperatur seit Mitte der 80er Jahre jedoch noch verstärkt wird. Die Abnahme beträgt im Gebietsmittel rd. 100mm.