Standardsignatur
Titel
Kurzumtriebshecken – eine Perspektive für eine nachhaltige Kulturlandschafts- und Regionalentwicklung im Oderbruch?
Verfasser
Erscheinungsort
Berlin
Verlag
Erscheinungsjahr
2010
Seiten
S. 54-71
Illustrationen
9 Abb., 4 Tab., zahlr. Lit. Ang.
Material
Artikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
Datensatznummer
200167024
Quelle
Abstract
Die Erzeugung von Energholz auf Agrarstandorten gewinnt zunehmend an Bedeutung. Das Oderbruch bietet aus mehreren Gründen Ansatzpunkte für den Anbau von Agrarholz auf landwirtschaftlichen Standorten: Die landwirtschaftliche Nutzung erfolgt zu fast 95 % in Form von intensivem Ackerbau, das Oderbruch verfügt über gute Standortbedingungen und dementsprechend im brandenburgischen Vergleich gute Ertragspotenziale für Energieholz. Hinzu kommt, dass aufgrund des nach der Wiedervereinigung eingetretenen Strukturwandels in der Landwirtschaft sowie aufgrund der stetigen Hochwassergefährdung schon seit einigen Jahren Zielkonflikte in Bezug auf die längerfristige Entwicklung der Landschaft bestehen. Zudem lassen Energieerzeuger und Investoren großes Interesse an einem großflächigen, intensiven Anbau von Energieholz im Oderbruch erkennen. Dadurch ist es nicht unwahrscheinlich, dass diese Nutzungsform in den kommenden Jahren Einzug in das Oderbruch hält, so wie bereits jetzt intensiv Mais zur Beschickung der Biogasanlagen in der Region angebaut wird. Gleichzeitig ist das Oderbruch eine seit über 250 Jahren gewachsenen Kulturlandschaft, gekennzeichnet durch Strukturen des Wasserbaus. Besonders in den vergangenen Jahrzehnten wurden im Rahmen der Melioration viele Gehölzstrukturen aus der Landschaft entfernt, die vorher vor allem die vielfältigen Wasserläufe begleiteten, wodurch Teile der Landschaft "ausgeräumt" wirken. Den Bewohnern des Oderbruchs bieten sich aufgrund der auf intensive Landwirtschaft orientierten Agrarbetriebe und fehlender klein- und mittelständischer Unternehmen nur wenige Arbeitsmöglichkeiten. Der Agrarholzanbau könnte - gerade auch vor dem Hintergrund des Klimawandels - eine Alternative zur bisherigen rein ackerbaulichen Nutzung darstellen. Würde er intensiv betrieben, so brächte dies einen tiefgreifenden Einschnitt in das Landschaftsbild und die Landnutzung des Oderbruchs mit sich, verbunden mit dem Einschlagen eines neuen, auf lange Zeit irreversiblen Pfades in der Landnutzung. Die wesentlichen Probleme des Oderbruchs wären dadurch allenfalls verlagert. Deshalb gilt es, bestehende Potenziale des Energieholzanbaus nutzbar zu machen und dabei einen an Kriterien sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit orientierten Weg in der Landnutzung zu beschreiten. Das damit verbundene Umdenken muss jedoch aus der Reihe der Landnutzer selbst und von lokalen Initiativen herrühren, um alte Strukturen dauerhaft aufzubrechen. Gleichzeitig sollte die bestehende Kulturlandschaft stärker in Richtung einer multifunktionalen Nutzung in Wert gesetzt und nachhaltig entwickelt werden. Unter diesen Gesichtspunkten wurde - auch vor dem Hintergrund des Projekts ODERBRUCHFIKTIONEN (2008) - eine Idee zur Integration des Agrarholzanbaus in die Kulturlandschaft des Oderbruchs entwickelt, die deren durch wasserbauliche Elemente geprägte Eigenarten unterstreicht und die regionale Wertschöpfung erhöhen kann. Dabei sollen das Gewässersystem des Oderbruchs aufgegriffen und heckenartige Streifen schnellwachsender Gehölze an den Ufern der Vorfluter ("Kurzumtriebshecken") etabliert werden. Bis zu einer möglichen Realisierung eines solchen Heckenkonzepts sind noch zahlreiche Hürden zu übenwinden und bestehende Potenziale nutzbar zu machen.