Aufzuchtshabitate für Auerhühner – ein Experiment mit Haushuhnküken

Zürich

2010

S. 264-270

4 Abb., 1 Tab., 33 Lit. Ang.

Artikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk

200167014

Seit den 1970er-Jahren nimmt der Auerhuhnbestand in der Schweiz stark ab. Der Aktionsplan Auerhuhn legt die Strategien zur Erhaltung und Förderung von Auerhuhnlebensraum fest. Weil Winterhabitate in der Schweiz in guter Qualität und genügender Ausdehnung vorhanden sind, sollte bei Massnahmen zur Lebensraumaufwertung der Fokus auf die Aufzuchtshabitate gelegt werden. Es bestehen jedoch Wissenslücken bezüglich der Lebensraumansprüche der Küken führenden Hennen in den Alpen. In dieser Studie untersuchten wir die Eignung von sieben unterschiedlichen Vegetationstypen der schweizerischen Voralpen als Kükenlebensraum 1) anhand der an der Vegetation haftenden Wassermenge und 2) mithilfe eines Verhaltensexperiments mit Haushuhnküken als Modellorganismus. In heidelbeerdominierten Vegetationstypen wogen wir fast fünfmal weniger Wasser an der Pflanzenoberfläche als in Feuchtwiesen und Weiden. Die von den Küken genutzte Fläche innerhalb der 1.2 ̸1.2 m grossen Testfelder unterschied sich nicht zwischen den Vegetationstypen. Als qualitatives Resultat beobachteten wir, dass sich die Küken auch in hoher (> 30 cm), dichter Heidelbeervegetation problemlos bewegen konnten. Wir schliessen aus unseren Resultaten, dass die Bedingungen für Raufusshuhnküken in heidelbeerdominierter Vegetation vor allem bei Nässe besser sind als in Feuchtwiesen oder Weiden, da vergleichsweise wenig Wasser an der Vegetation haftet. Die Küken werden so weniger nass, was sich positiv auf ihre Überlebenswahrscheinlichkeit auswirken dürfte. Auch hochgewachsene Heidelbeervegetation dürfte für Küken begehbar sein. Wir sind uns bewusst, dass sich unsere Resultate aus dem Experiment mit Haushuhnküken nicht direkt auf Auerhuhnküken übertragen lassen. Dennoch liefert die Studie weitere Hinweise für die hohe Bedeutung der Heidelbeervegetation im Aufzuchtslebensraum des Auerhuhns - vor allem in Gebieten mit hohen Niederschlagsmengen.