- Standardsignatur2754
- TitelWiederaufleben alter Forstnutzungen in Kriegs- und Krisenzeiten – Das Beispiel Gerbrindennutzung im Ersten Weltkrieg
- Verfasser
- ErscheinungsortAlfeld
- Verlag
- Erscheinungsjahr2010
- SeitenS. 99-109
- Illustrationen6 Abb., 2 Tab., 34 Lit. Ang.
- MaterialArtikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200166637
- Quelle
- AbstractDer vorliegende Artikel widmet sich dem Wiederaufleben einer alten Forstnutzung in Kriegs- und Krisenzeiten. Fallbeispiel ist die Gerbrindennutzung vor und während des Ersten Weltkriegs. mit der Industrialisierung stieg im 19. Jahrhundert der Lederbedarf und mit ihm der Gerbrindenverbrauch enorm an. Die Gerbrindenproduktion im Eichenniederwaldbetrieb war zu dieser zeit die Waldbewirtschaftungsform mit der höchsten Bodenrente. Ab 1880 wurde allerdings immer mehr Gerbstoff importiert, was an der besseren Qualität, den billigeren Preisen ausländischer Gerbstoffe und verschiedenen Entwicklungen in der Gerbtechnik lag. Die Rindenpreise sanken, und die Eichenschälwälder wurden langsam aufgegeben, vor allem im Staatswaldbesitz. zum Kriegsbeginn 1914 gab es Schälwälder praktisch nur noch in Privatbesitz. Hier hatte sich eine Mehrfachnutzung mit Vieheintrieb und Brennholzverwertung durchsetzen können. Außerdem waren die hohen Umwandlungspreise nur von staatsforstbetrieben aufzubringen. Die Aufgabe von Eichenschälwäldern war von ideologisierten Diskussionen begleitet, die eine Erforschung von Optimierungsmöglichkeiten von vornherein ausschloss. Schälwälder galten als „Bauernwälder“. Der Weltkrieg unterband dann jeden weiteren Gerbstoffimport, und so stiegen die Preise für heimische Gerbrinden ab 1914/15 wieder stark an. Gerbstoff war durch den hohen Lederbedarf der Armee sehr knapp. viele der ehemaligen Niederwälder wurden wieder entsprechend genutzt. Die Waldbesitzer verdienten in den ersten beiden Kriegsjahren viel Geld. Die Gerbrindenbewirtschaftung lag jedoch nicht in Händen der Förster. Diese hatten sich in Erinnerung an Vorkriegserfahrung gegen eine verstärkte Nutzung zu Kriegsbeginn gesträubt und mussten nun einer Gerbrindenbewirtschaftung durch die Gerbereiindustrie zusehen. Daneben wies noch ein Lederchemiker nach, dass eine optimierte Baumartenauswahl (Kastanie statt Eiche) vor dem Krieg eine Wirtschaftlichkeit der Schälwälder wohl bewahrt hätte. Ab 1916 wurde dann zunehmend gerbstoffhaltiges Holz zur Ledergerbung verwendet, denn die Rindenschälung war sehr arbeitsaufwendig, und Arbeitskräfte waren im Krieg knapp. Das Reaktivieren und intensivieren der Gerbrindenproduktion von 1915 bis 1917/18 ist ein Wandel der Waldnutzung, der sich nur mithilfe der besonderen Bedingungen des Krieges erklären lässt.
- Schlagwörter
- Klassifikation282.1 (Gerbrinde)
892.4 (Rindenerzeugnisse, Gerbstoffe, Kork [medizinische Rindenerzeugnisse siehe unter 892.52])
902 (Geschichte der Wälder und des Forstwesens [Unterteilung durch Querverweise zu den geographischen und sachlichen verwende 902:972 oder 972.1/.9 für bestimmte Organisationen])
[430] (Deutschland, 1990-)
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