- Standardsignatur629
- TitelSelvicoltura a base sociologica
- Verfasser
- ErscheinungsortZürich
- Verlag
- Erscheinungsjahr1950
- SeitenS. 305-317
- MaterialUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200161963
- Quelle
- AbstractDem übernommenen Begriff des Waldes wird derjenige der Lebensgemeinschaft gegenübergestellt. Die Lebensgemeinschaft nimmt ihren Anfang mit der Besiedelung der Felsen durch Mikroorganismen und Flechten und entwickelt sich sukzessive zu immer höher organisierten Gemeinschaften bis zur Klimaxgesellschaft. Eine Lebensgemeinschaft in diesem Sinne hat alle Kennzeichen eines Organismus. Die in ihm vereinigten und in ihren Lebensäußerungen koordinierten Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen sind nur Teile davon. Die ersten, noch einfach organisierten Stadien der Sukzessionsreihen gleichen sich auf der ganzen Erde weitgehend. Mit ihrer fortschreitenden Entwicklung schaffen sie sich mehr und mehr die von ihnen benötigten Bedingungen und erlangen dadurch eine zunehmende Unabhängigkeit von den Einflüssen der unbelebten Natur. Demnach sind die Standortsbedingungen einer bestimmten Lokalität nichts Feststhendes; sondern mit dem Ablauf der Sukzessionen machen sie eine Entwicklung und einen Aufbau durch, um mehr und mehr den immer vielfältiger werdenden Ansprüchen der Gesellschaft Genüge zu leisten. Die Schaffung dieser Standortsbedingungen insbesondere der Bodenverhältnisse ist nicht eine Folge äußerer Einwirkungen, sondern das Aufbauwerk der Lebensgemeinschaft selber. Jede einzelne Holzart ist an gewisse Bedingungen der unbelebten Natur, insbesondere klimatische Bedingungen gebunden, gleichzeitig aber auch an eine gewisse gesellschaftliche Umwelt. Von dieser hängt es ab, wie weit eine Holzart innerhalb ihres Verbreitungsgebietes zu gedeihen vermag. Je höher entwickelt ein Lebewesen ist, um so enger begrenzt ist die Zahl der Gesellschaften, denen es sich einfügen kann. Ebenso verengt sich das Verbreitungsgebiet, einer Lebensgemeinschaft, je höher sie entwickelt ist und je höher demzufolge ihre Ansprüche sind. Unter den einzelnen Gliedern einer Lebensgemeinschaft herrscht der Grundsatz der Arbeitsteilung, nach welchem jedes Glied seinen Beitrag leistet an die Schaffung und Erhaltung der von der Gemeinschaft benötigten Bedingungen. Es finden aber nur solche Glieder Aufnahme in eine Gemeinschaft, welche ihren Arbeitsbeitrag leisten. Demzufolge gibt es in den Lebensgemeinschaften keine schädlichen Glieder, sondern nur nützliche. Kampf unter den Gliedern entsteht nur, wenn eine Art mehr Raum beanspruchen will, als ihr zusteht. Innerhalb jeder einzelner Art besteht aber ein Kampf unter den immer zu zahlreich entstehenden Individuen. Dieser Kampf gereicht der Gesellschaft zum Vorteil, da jeweils diejenigen Individuen obsiegen, welche die der Gesellschaft zu leistenden Dienste am besten zu erfüllen imstande sind. Dieser letztere Kampf wird durch den Parasitismus auf das nützlichste unterstützt. So wirken denn auch die Parasiten im Urwald niemals schädlich, während die gleichen Parasiten in den künstlich aufgebauten Wirtschaftswaldungen verherrende Wirkungen verursachen. Die Auffassung des Waldes als eine Lebengemeinschaft führt dazu, daß die Abhängigkeit der einzelnen Holzarten von den soziologischen Faktoren in den Vordergrund gerückt werden muß. Zu den eisernen Gesetzen der Standortsansprüche im herkömmlichen Sinn teten die nicht weniger eisernen und weit bedeutsameren der Gesellschaft. Die Kenntnis dieser letzteren ist eine dringen Notwendigkeit. Es müssen die Funktionen jeglicher Glieder der Gesellschaften, beginnend bei den Mikroorganismen und Flechten, bekanntwerden. Seien wir uns bewußt, daß es uns niemals gelingen wird, künstlich einen einer Pflanzengesellschaft gleichwertigen Organismus aufzubauen. Deshalb müssen wir uns bei unseren waldbaulichen Maßnahmen auf den Naturwald stützen. Dieser Forderung hat auch die Forsteinrichtung sich anzupassen, die dem Wald kein Schema aufzwingen darf, sondern nur den Gang seiner Entwicklung zu kontrollieren hat.
- Schlagwörter
- Klassifikation182 (Synökologie. Pflanzensoziologie (Allgemeines, Grundsätze und Methoden))
Hierarchie-Browser