- Standardsignatur629
- TitelErtragskundliche Grundlagen zur Frage der Massen- und der Qualitätsholzerzeugung
- Verfasser
- ErscheinungsortZürich
- Verlag
- Erscheinungsjahr1951
- SeitenS. 185-201
- MaterialUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200161579
- Quelle
- AbstractWir haben gesehen, daß es in einem standortsgemäßen Bestand auf gesundem Boden kaum möglich sein wird, die Holzstofferzeugung nachhaltig zu erhöhen. Es ist uns klar geworden, daß der Waldbauer die Güteeigenschaften des Holzes bis zu einem gewissen Grad beeinflussen kann, wenn es bis heute auch noch keinen einfachen Maßstab gibt, um die aus einer Kombination von Holzeigenschaften bestehende und nach Verbrauchszweck wechselnde Holzgüte am lebenden Bestand festzustellen. Jede Holzart besitzt aber ein natürliches Verbreitungsgebiet und innerhalb desselben einen optimalen Standort mit einer naturgegebenen Waldgesellschaft, in der sie ihren Lebensfunktionen am besten erfüllen kann, wo sie am gesundesten bleibt und bezüglich Struktur, Darrgewicht, Astreinheit, Kernholzbildung usw. meistens auch das wertvollste Holz schafft. Will man also hochwertiges Holz erziehen, so darf man die Holzarten, vielleicht abgesehen von den Leichthölzern und sofern überhaupt eine Wahl bleibt, nicht allzu weit von ihrem Optimalgebiet entfernt anbauen. Bei jeder Holzart haben sich je nach der Größe des Verbreitungsgebietes und je nach ihrer Anpassungsfähigkeit mehr oder weniger scharf ausgesprochene Ortsrassen ausgebildet, einmal solche der Lebenstüchtigkeit, der Widerstandskraft gegen ungünstige Standortsbedingungen, wie des Klimas, des Bodens, aber auch gegen tierische und pflanzliche Feinde und sodann solche mit besonderen Eigenschaften des waldbaulichen Verhaltens und der Güte des erzeugten Holzes, wie Schmalkronigkeit, Schattenertragen, Raschwüchsigkeit, Geradwüchsigkeit, Geradfaserigkeit, Astreinheit usw. Innerhalb dieser standortsgemäßen Bestände gibt es eine gewisse Zahl von Einzelbäumen, die den vom Holzgewerbe geforderten Ansprüchen an Holzgüte besonders entsprechen. Nur von dieser Auswahl erstklassiger Bäume soll in der Hauptsache der Samen stammen zur natürlichen oder auch künstlichen Begründung der zukünftigen Bestände. Fast alle unsere Holzarten ertragen in der Jugend ein gewisses Maß an Schatten. Jungwüchse, die im richtig dosierten Schatten des Mutterbestandes aufwachsen, leiden wenig unter klimatischen Schädigungen; sie werden feinastiger, sie bilden auch nicht zu mastige Jugendjahrringe usw. Der Licht- und Wuchsraumgenuß der Jung- und Mittelwüchse muß sodann so geregelt werden, daß die Jahrringbreiten von innen nach außen fast gleich bleiben oder langsam zunehmen und daß nicht zu große, aber möglichst regelmäßige Kronen entstehen, wodurch exzentrischen Dickenwachstum weitgehend vermieden wird. Ein genügend dichter Bestandesschluß bei Dickungen und Stangenhölzern sorgt für das rechzeitige Absterben der untern Äste und begünstigt durch Verkürzung der Kronen das Höhenwachstum auf Kosten des Durchmesserzuwachses, fördert also den Schlankheitsgrad, schützt weitgehend vor Gabelbildugnen usw. In den Laubholzbeständen kann durch richtige Regelung des Bestandesschlusses die erwünschte Astreinheit erzielt werden, während bei den Nadelhölzern an einer Auswahl von Zukunftsbäumen abgestorbene, aber nicht vermorschte, eventuell auch noch lebende, aber stark geschwächte Äste möglichst frühzeitig, aber sehr sorgfältig entfernt werden müssen. Unsere Ausgangsbestände besitzen in der Jugend je Hektare bei natürlicher Verjüngung eine Ausgangspflanzenzahl von oft mehr als 50 000 Stück und auch bei künstlicher Kultur von oft mehr als 10 000 Pflanzen, aus denen bis ans Ende der Umtriebszeit oder bis zur Hiebsreife 400 - 600 Wertholzbäume herausgepflegt werden müssen. Diese große notwendige Baumzahlausscheidung bietet Gelegenheit, schon bei der Jungwuchspflege und bei den Säuberungen die untauglichsten Pflanzen zu entfernen oder in den Nebenbestand zu verdrängen und durch spätere, stets sorgfältig dosierte und abgewogene Eingriffe die erwünschtesten Holzarten einer Mischung und die nutzholztüchtigsten Einzelbäume zu begünstigen, bei Erhaltung oder rechtzeitiger Wiederbegründung eines die Wertholzstämme und den Boden schützenden Neben- und Zwischenbestandes. Als Endergebnis bleiben nicht nur hochwertige Nutzhölzer, sondern auch allerbeste Samenträger, bei Währung der optimalen Zuwachskraft des Standortes. Für alle, die bei Engler, Schädelin oder Leibundgut Waldbau gehört haben, sind das Alltäglichkeiten. In der Schweiz werden in Abständen von 5 - 20 Jahren zur Feststellung der Vorratszusammensetzung und des Zuwachses sämtliche Bäume mit über 16 cm Durchmesser gemessen. Man sollte versuchen, auch die Qualität der Bestandesvorräte und die Veränderung ihrer Güte zu erfassen, vielleicht indem von allen Stämmen z.B. von 24 cm Durchmesser an auch die Nutzholzgüte, z.B. nach guten, mittleren und schlechten Stämmen, eingeschätzt würde oder indem man z.B. die Waadtländer Sortierung probestreifenweise auf alle Stämme mit mehr als 24 cm Durchmesser der stehenden Bestände anwenden würde. Es ist nicht daran zu zweifeln, daß man mit den nötigen Kenntnissen und einigem Fingerspitzengefühl durch naturgemäße Bestandespflege nicht nur den optimalen Standortszuwachs erhalten kann, sondern auch die Güte des Zuwachses, des Bestandesvorrates und der Nutzung wesentlich verbessern kann. Das Ziel unserer Waldwirtschaft liegt darin, möglichst nachhaltig große und hochwertige Erträge zu erzeugen. Wir müssen aber in aller Bescheidenheit zugeben, daß wir manche Zusammenhänge noch nicht durschauen, viele andere nicht zahlenmäßig nachweisen können. Es braucht immer nocht weitgehende grundlegende Forschungen mit verbesserten Arbeitsmethoden, um die Zusammenhänge und Möglichkeiten nur einigermaßen abzuklären.
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