Im Rahmen eines Life-Projektes wurde versucht, die innerhalb des Wildnisgebietes Dürrenstein bevorzugten Habitate bzw. Lokalitäten von zwei nach der FFH-Richtlinie der EU prioritär geschützten Käferarten (Cucujus cinnaberinus und Rosalia alpina) zu ermitteln. Gleichzeitig ergab sich dadurch die Gelegenheit, das Artenspektrum der im berühmten Urwald Rothwald lebenden Käfer erstmals eingehender zu studieren und die Bedeutung des Wildnisgebietes für die Erhaltung der Biodiversität mit zusätzlichen Argumenten zu untermauern. Die im Laufe von nur zwei Jahren festgestellten Arten können nicht annähernd ein vollständiges Bild der Käferfauna irgendeiner Region zeichnen, großer Forschungsbedarf besteht nach wie vor. Dennoch lassen die im Rahmen des präsentierten Projektes gefundenen Käfer die herausragende Bedeutung des Wildnisgebietes Dürrenstein für die xylobionte Entomofauna bereits deutlich erkennen. Hier lebende Arten wie Xestobium austriacum, Peltis grossum, Calitys scabra, Cucujus cinnaberinus, Tragosoma depsarium oder Rosalia alpina sind Urwaldrelikte, die in weiten Landstrichen bereits ausgestorben sind und als Bewohner starker Dimensionen Jahre zuvor abgestorbenen Holzes charakteristische Tiere der Zerfallsphase verkörpern. Auch Arten wie Ceruchus chrysomelinus, Sinodendron cylindricum, Xylophilus corticalis, Dendrophagus crenatus, Bolitophagus reticulatus, Hoplocephala haemorrhoidalis, Ropalopus ungaricus, Cyrtoclytus capra oder Judolia sexmaculata, die sporadisch auch in bewirtschafteten Wäldern da und dort vorkommen, finden im Wildnisgebiet Dürrenstein besonders gute Bedingungen vor. Für den FFH-Käfer Cucujus cinnaberinus liegt hier (von einem in Nordtirol gefundenen Exemplar abgesehen) das einzige bekannte montane Vorkommen Österreichs ş ein Vorkommen, welches aus zoogeographischer Sicht unersetzlich ist. Und zwei boreomontane Raritäten, der Schnellkäfer Ampedus melanurus und der Schwarzkäfer Corticeus suturalis, die im Wildnisgebiet Dürrenstein ebenfalls gefunden wurden, waren aus Österreich sogar gänzlich unbekannt und können nun als neu für das gesamte Bundesgebiet erstmals gemeldet werden! Manche der im Zuge des Projektes gefundenen Käferarten zeigen mit ihren Nischen wichtige Zusammenhänge von allgemeiner Gültigkeit auf: Ş Laufkäfer der Gattung Carabus stehen für xylobionte Organismen, deren Nischen auch in bewirtschafteten Forsten meist vorhanden sind. Ş Chrysobothris chrysostigma macht uns deutlich, daß die Populationen mancher Arten mit ihrem Aktionsradius und ihrer Dynamik die Grenzen eines 20 oder 30 km2 großen Schutzgebietes bei weitem sprengen. Für ein dauerhaftes Überleben solcher Arten reicht ein kleinräumiges Schutzgebiet dann nicht aus, wenn ihre Nischen im Schutzgebiet - wie bei Chrysobothris chrysostigma - nur temporär vorhanden sind und gleichzeitig ş anders als bei Chrysobothris chrysostigma , in Wirtschaftsforsten vollständig fehlen.
145.7x19 (Coleoptera) 181.76 (Tote Bäume (einschl. ökologischer Bedeutung der Pflanzen oder Pflanzenteile nach dem Absterben, z.B. stehende tote Bäume, Baumstumpen, Stöcke, Fallholz; Waldstreu siehe 114.351)) 228.81 (Urwald (Primärbestände)) 907.12 (Schutz von Pflanzen und Bäumen, Schutzgebiete usw.) [436.3] (Niederösterreich)