- Standardsignatur2754
- Titel25 Jahre Vegetationsentwicklung nach Sturmwurf - Eine Dauerbeobachtungsstudie im Bayerischen Wald
- Verfasser
- ErscheinungsortAlfeld
- Verlag
- Erscheinungsjahr2009
- SeitenS. 163-172
- Illustrationen6 Abb., 2 Tab., 30 Lit. Ang.
- MaterialArtikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200160256
- Quelle
- AbstractFast alle Waldflächen Mitteleuropas unterliegen einer Bewirtschaftung, d. h., sie werden nach der Holzernte wieder aufgeforstet bzw. nach Sturmwurfereignissen geräumt und dann aufgeforstet. Wie der natürliche Regenerationszyklus eines mitteleuropäischen Waldes ohne eingreifen des Menschen ablaufen würde, ist deshalb im Detail nicht bekannt. Am 1.8.1983 fand im Nationalpark bayerischer Wald ein Gewittersturm statt, der größere Flächen natürlicher Fichtenwälder geworfen hat. ein Teil dieser Flächen blieb unangetastet liegen, der andere teil wurde geräumt, aber nicht wieder aufgeforstet. Seit 1988 wird die Entwicklung auf zwei eng benachbarten Sturmwurfflächen mit sehr ähnlichen Standortbedingungen auf transekten nach einheitlicher Methode erfasst und dokumentiert. Die Tansekte reichen jeweils bis in den umgebenden, damals nicht geworfenen Wald (Kontrollflächen). Die Ergebnisse dieser Fallstudie zeigen, dass die Entwicklung wieder hin zum Waldzustand auf den nicht geräumten (belassenen) Flächen unmittelbarer verläuft als auf den geräumten Flächen, erkennbar an der größeren floristischen Ähnlichkeit mit dem nicht geworfenen Wald. Nach Räumung bildet sich zunächst eine Schlagflur mit Himbeere (Rubus idaeus) und Reitgras (Calamagrostis villosa) aus, die von einem Birken-Vorwald (Betula pendula et pubescens) abgelöst wird; die natürliche Schlussbaumart, die Fichte (Picea abies), wird dort in ihrer Regeneration zunächst behindert. Auf den völlig sich selbst überlassenen Sturmwurfflächen dagegen setzt die Regeneration der Fichte unmittelbar nach dem Sturmwurfereignis ein, und sowohl Schlagflur als auch Vorwald bleiben im Wesentlichen auf kleine Störungsstellen (aufgeklappte Wurzelteller) begrenzt. Die Artenvielfalt (Anzahl Gefäßpflanzen pro Untersuchungsflächen) steigt auf den untersuchten Sturmwurfflächen unmittelbar nach dem Windwurf an. Während die Artenzahl auf geräumten Flächen bereits nach wenigen Jahren wieder abnimmt, bleibt sie auf belassenen Flächen gut ein Jahrzehnt lang auf hohem Niveau, bevor sie auch dort wieder zum ursprünglichen Wert zurückkehrt. Im Hinblick auf die Erhaltung und Förderung der heimischen Biodiversität stellt das Sichselbst-Überlassen von Sturmwurfflächen eine wichtige Option im rahmen des Waldmanagements dar, entstehen mit dem Sturmwurf und im Zuge der anschließenden Walderneuerung doch Strukturen ähnlich einem unbewirtschafteten Wald. Auch aus forstwirtschaftlicher Sicht können sich Vorteile ergeben: Gerade bei entlegenen und/oder schwer zugänglichen Sturmwurfflächen kann auf die natürliche Regenerationskraft des Waldes gesetzt und können damit ggf. Mensch und Markt entlastet werden. Allerdings ist immer eine ausgewogene Balance mit der Holzproduktionsfunktion und der Waldschutzfunktion zu finden im Sinne einer multifunktionalen Waldbewirtschaftung, die möglichst viele gesellschaftliche belange berücksichtigt.
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