- Standardsignatur8042
- TitelDünengebiete und äolische Morphodynamik auf den Kapverdischen Inseln in vergleichender Sicht
- Verfasser
- ErscheinungsortSt. Augustin
- Verlag
- Erscheinungsjahr2009
- SeitenS. 160-206
- Illustrationen5 Abb., 2 Tab., zahlr. Lit. Ang.
- MaterialArtikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200160249
- Quelle
- AbstractAuf den Kapverdischen Inseln im östlichen Mittelatlantik (14°48'-17°12'N) wurden Verbreitung und Formen von Driftsandfeldern und Dünen in Abhängigkeit von Klima, Windregime, Materialzufuhr und Relief untersucht (Fig. 2.1). Äolische Prozesse und Formen finden ihre weiteste Verbreitung auf den flachen und ariden Ostinseln (Sal, Boavista, Maio, Fig. 2.1, 4.1 u. 4.2), während die Bedingungen auf den höheren und gebirgigen Nord- und Südinseln ungünstiger sind. Die Vorherrschaft der äolischen Morphodynamik auf den Ostinseln ist im Bereich der Makaronesischen Inselgruppen eine generelle Erscheinung. Das Dünenmaterial besteht überwiegend aus Karbonatsanden, die aus pleistozänen Paläodünen hervorgingen (Äolianite bzw. Kalkarenite aus bioklastischem Material). Daher wurden das Verbreitungsmuster der heutigen Sandgebiete und Dünen wie auch die wesentlichen Texturparameter der Dünensande weitgehend schon durch pleistozäne Vorgegebenheiten vererbt, vor allem durch die Ausdehnung der luvseitigen Schelfsäume, die während der pleistozänen Meeresspiegelabsenkungen trocken fielen. Windverlagerte Sande aus vulkanischem Ausgangsmaterial nehmen nur einen geringen Teil der Dünenablagerungen ein. Die meisten Driftsandfelder und Dünen sind in Küstennähe anzutreffen. Es herrscht ein weit-unimodales passatisches Windregime aus 40-45° NE im Mittel, jedoch mit lokalen Abwandlungen durch das Relief oder Luv-Lee-Lagen (Fig. 2.1). Die Passat-Zirkulation (fast 80% aller Terminbeobachtungen) hat ihr jahreszeitliches Maximum im Winter und Frühjahr. Als Dünenformen finden sich Sanddecken, Schilddünen, transversale Sandrücken, barchanoide Querdünen, Leedünen unterschiedlicher Größe und lokal auch Kletterdünen. Aufgrund von 30 Dünensandproben von den Kapverden (meist Firstsande) errechnet sich eine mittlere Korngröße von 1,89 phi (= 0,273 mm) in der Mittelsandfraktion, mit Extremen zwischen 2,65 und 1,45 phi (= 0,16-0,36 mm). Die mittlere Sortierung Si von 0,454 ist gut (Extreme 0,274-0,881). Die meisten Sandkörner sind kantengerundet. Die Karbonatsande haben einen hohen Kalkanteil (meist zwischen 70 und 90 %), während Sande aus vulkanischem Substrat naturgemäß kalkfrei bis kalkarm sind (0-4 %). Eine übersichtliche graphische Veranschaulichung der Texturparameter von Sanden aus verschiedenen Dünenfeldern bietet das sog. "Friedman-Diagramm" (mittlere Korngröße Mz versus Sortierung Si, Fig. 6.1). Z. B. weisen die aktiven barchanoiden Transversaldünen von NW-Boavista, die sich über einer Unterlage von Kalksandstein bewegen, deutlich feinkörnigere und besser sortierte Sande auf als die Küstendünen von Süd-Sal, wo nur kurze Transportwege sowie Korrasions- und Deflationsprozesse zu einer stärkeren Vermengung mit Material aus der Unterlage führen. Unter den Bedingungen der mittelatlantischen Archipele erscheinen die "Friedman-Diagramme" aber nicht geeignet, zwischen mobilen und festliegenden Dünensanden zu unterscheiden ("Reaktions-Diagramm" im Sinne von H. Besler 1983). Ein wesentliches Anliegen der Untersuchung war, die äolischen Prozesse und Formen auf den Kapverden mit denen anderer Archipele im östlichen Mittelatlantik zu vergleichen, vor allem mit den Kanarischen Inseln und Madeira-Porto Santo. Näheres zu diesem Vergleich wird im Text diskutiert und in Tabellen (Tab. 6.1 und 6.2) und Diagrammen (Fig. 6.1-6.2) veranschaulicht. Dabei sind augenscheinlich mehr Übereinstimmungen als wesentliche Unterschiede festzustellen, jedenfalls was die vorherrschenden Kalksanddünen anbelangt. Als klimatische Voraussetzungen für intensive äolische Prozesse und aktive Dünen auf den Inselgruppen des östlichen Mittelatlantik ergeben sich Ariditätsindices von <4,5-5, was mittleren Jahresniederschlägen von < 130-150 mm entspricht. Ein Randbereich mit eingeschränkter äolischer Aktivität ist in den Grenzen zwischen den Ariditätsindices 4,5-15 bzw. von Niederschlags-Jahressummen von 130-400 mm zu finden. Extrazonale Küstendünen und Windrippelfelder auf jungvulkanischen Substraten können natürlich auch auf Inseln mit humidem Klima auftreten. Was die Verbreitung und Intensität der äolischen Morphodynamik anbelangt, so tritt der weiträumige planetarische Gradient gegenüber dem mehr kleinräumigen Ost-West-Gradienten innerhalb der einzelnen Archipele zurück.
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