In vergangenen Fragestellungen hat sich die Anwendung der 1M NaOH als Extraktionsmittel bewährt und zu sehr zufriedenstellenden Ergebnissen geführt. Eine Vielfalt verschiedener Extraktionsmittel hat bei Huminsäure-Extraktionen Verwendung gefunden. Die häufigsten sind dabei 0.1M bis 0.5M Natronlauge, 0.1M Pyrophosphat-Lösung sowie lonenaustauscherharze. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde ein direkter Vergleich an Huminsäuren von Bodenproben vorgenommen, welche bereits in vorangehenden Arbeiten untersucht wurden. Ziel dieser Arbeit war es, die konkreten Unterschiede zwischen Fraktionen extrahierter Huminsäuren mit schwächer (0.1M) und stärker konzentrierter (1M) NaOH festzustellen. Die Untersuchung wurde an Proben eines Langzeitfeldversuches in Fuchsenbigl (NÖ) vorgenommen, wo mit verschiedenen Bodenbearbeitungsmethoden operiert wird. Die hier untersuchten Proben wurden im April 2004 der Minimalbearbeitungsvariante entnommen. Die Bodentiefe reichte von 0-10cm und die Extraktionen wurden jeweils dreifach wiederholt. Die zur Unterscheidung der Extraktionsmethoden herangezogenen Eigenschaften waren die Ausbeuten, Aschegehalte, photometrische, fluorimetrische und IR-spektroskopische Daten. Die Extraktionsrezepte richteten sich nach vorhergehenden Arbeiten wie Tatzber et al. (2007, 2008 und 2009). Bei den Extraktionen mit 0.1M NaOH war die Konzentration des Extraktionsmittels der einzige Unterschied. Schon beim Extrahieren fielen deutlich unterschiedliche Färbungen der erhaltenen Lösungen auf, wobei die 0.1M NaOH-Extrakte deuthch heller waren. Bei den Aschegehalten zeigte sich ein drastischer Unterschied: Die Gehalte (in %) betrugen bei den mit 0.1M NaOH extrahierten Huminsäuren 21.7 ʼ 0.5 und bei den mit 1.0M NaOH extrahierten 4.0 ʼ 0.8. Weiters waren die Aschen der schonender extrahierten Huminsäuren rostbraun gefärbt. Unser Schluss ist, dass ganz offensichtlich die 1M Natronlauge in der Lage war, die Eisenoxide, an welchen die Huminsäuren adsorbiert vorgelegen sind, aufzuschließen. Das erklärt die deutlich geringeren Aschegehalte der letztgenannten Fraktion. Die Auswertung der Extraktionsausbeuten machte vor diesem Hintergrund nur unter Berücksichtigung der Aschegehalte Sinn, Letztere wurden von der gesamten Ausbeute subtrahiert. Es wurden Werte (mg Huminsäure pro g Boden) von 2.14 ʼ 0.07 für 1M NaOH und 1.93 ʼ 0.09 für 0.1M NaOH erhalten, die Ausbeuten waren also im Falle der Extraktion mit 0.1M NaOH etwas geringer. Spektroskopische Messungen an diesen Fraktionen ergaben eine Vielzahl an deutlichen Unterschieden. Die hohen Aschegehalte der 0.1M NaOH-Fraktion erschwerten aufgrund zu erwartender Streueffekte die Interpretation von Fluorimetrie und Photometrie. Für beide Methoden waren vor diesem Hintergrund erhöhte Werte für die mit O.IM NaOH extrahierten Huminsäuren zu erwarten. Die photometrischen (dimensionslosen) Werte betrugen für die 0.1M- und 1M NaOH-Fraktion 0.35 ʼ 0.05 und 0.51 ʼ 0.16 für die Absorption bei 400nm sowie 0.13 ʼ O.Ol und 0.12 ʼ 0.02 für die Absorption bei 600 nm. Die Fluorimetrie (in RFIs) ergab 54 ʼ 5 für die 1M NaOH- und 37 ʼ 2 für die 0.1M NaOH-Fraktion. Die integrierten FT-IR Banden haben den Vorteil, dass sie auch durch erhöhte Aschegehalte nur bei bestimmten Regionen gestört werden. Die aromatische Region im Streckschwingungsbereich (1M NaOH: 0.18 ʼ 0.01; 01.IM NaOH: 0.09 ʼ 0.02, Einheiten: A cm-1 mg-1 ) zeigte die klar höheren Werte für die Fraktion, welche mit 1M NaOH extrahiert wurde. Auf dieser Basis kann gesagt werden, dass die mit 0.1M NaOH extrahierten Huminsäuren weniger Aromatizität aufgewiesen haben. Weitere Unterschiede in FT-IR ergaben (immer bezogen auf 0.1M NaOH verglichen mit 1M NaOH): geringere Gehalte an A-liphaten, geringere Gehalte an Säuregruppen, geringere Gehalte an Karbonylen und geringere Bandenflächen bei allen Regionen, wo Amide enthalten sind. Ein Vorteil der Extraktion mit 1M NaOH ist die vergleichsweise Unkompliziertheit des Extraktionsrezeptes. Zu berücksichtigen ist, dass mit dieser Wahl des Extraktionsmittels chemisch stärker ins Bodensystem eingegriffen wird. Da mit 1M NaOH eine Fraktion extrahiert wird, welche für eine Vielzahl von Funktionalitäten stärkere messtechnische Signale mit den hier beschriebenen Methoden liefert, kann man Unterschiede von Bodeneigenschaften empfindlicher detektieren. Eine sinnvolle Wahl des Extraktionsmittels hängt folglich auch von der konkreten Fragestellung ab, welcher man gegenübersteht.