Höhlen als Lebensräume in Hessen : Erfassung, Bewertung und Schutz subterraner Ökosysteme

Stuttgart

2009

S. 165-172

7 Abb., 7 Tab., 30 Lit. Ang.

Artikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk

200156394

Die unterschiedlichen Höhlen- bzw. Lichtregionen subterraner Lebensräume werden von verschiedenen Arten besiedelt, wobei in Hessen nach dem jetzigen Kenntnisstand vier grundsätzliche ökologische Klassifikationen der Fauna vorgenommen werden können: (1) ausschließlich in Höhlen lebende, eutroglobionte Tiere, (2) eutroglophile Tiere, die dauerhaft mehrere Generationen in Höhlen leben, (3) subtroglophile Tiere, die Höhlen gezielt zur Paarung oder zur Ruhephase (Winter- oder Sommerquartier) aufsuchen, sowie (4) Tiere als zufällige Gäste in Höhlen, die als eutrogloxen bezeichnet werden. Ein mittlerweile recht umfangreicher Erfassungsstand zur Kenntnis vorkommender Höhlen und deren Höhlenfauna in Hessen liefern die beiden Kataster des Landesverbands für Höhlen- und Karstforschung Hessen e.V. Das Katastergebiet beinhaltet neben dem gesamten Bundesland Hessen auch angrenzende Kartenblätter in den benachbarten Bundesländern. Im Höhlenkataster sind 481 Höhlen dokumentiert, von denen 378 biospeläologisch erfasst sind. Von insgesamt 2 707 erfassten Taxa sind 1 008 Taxa in Höhlen nachgewiesen. Besonders häufige Artenvorkommen zeigen sich bei eutroglophilen Tieren. Daneben sind subtroglophile Arten wie Fledermäuse ebenfalls häufig in Höhlen zu finden. Da es sich hier um FFH-Arten handelt, wird die Bedeutung von Höhlen als besonders schutzwürdige Biotope unterstrichen. Der aktuelle Schutzstatus von Naturhöhlen in Hessen, vor allem außerhalb von deklarierten FFH-Gebieten, ist allerdings defizitär, denn Höhlen besitzen hier keinen besonderen Schutzstatus. Angesichts der Biodiversität in den subterranen Ökosystemen ist umfangreicher Handlungsbedarf zu erkennen.