Dendromasse (holzartige Biomasse) kann sowohl stofflich als auch energetisch genutzt werden. Die klimapolitischen Vorgaben der EU bzw. der Bundesrepublik Deutschland sowie die aktuellen Preissteigerungen bei Erdöl und Erdgas haben in den letzten Jahren zu einer Renaissance der energetischen Nutzung von Holz geführt. Zeitgleich ist eine weltweit gestiegene Produktion von Holzwerkstoffen und Papier zu verzeichnen. Die zunehmende Konkurrenzsituation führt zu deutlich höheren Preisen für Dendromasse bis hin zu Versorgungsengpässen für beide Verwendungswege. Ziel dieser Arbeit war es, am Beispiel des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen (NRW) eine Methode zu entwickeln und zu erproben, mit der der aktuelle stoffliche und energetische Verbrauch von Dendromasse quantifiziert und dem nachhaltig mobilisierbaren Potenzial in der gleichen Region gegenübergestellt werden kann. Über die als Ergebnis zu erzielende, regionale Dendromasse-Bilanz kann dann abgeschätzt werden, ob bzw. in welcher Größenordnung die betrachtete Region ihren Bedarf an Dendromasse aktuell und zukünftig nachhaltig decken kann. In der vorliegenden Arbeit wurden hierzu alle energetischen Nutzer von Dendromasse in NRW identifiziert. Dabei konnten über 1,3 Mio. Klein- und 244 Großanlagen nachgewiesen werden. Bisherige Untersuchungen zu dieser Thematik hatten den Anlagenbestand deutlich unterschätzt. Anhand der erhobenen Anlagenanzahl wurde im Anschluss erstmalig mit Hilfe verschiedener Modellannahmen für ganz Nordrhein-Westfalen der energetische Holzverbrauch ermittelt, woraus sich zusammen mit dem stofflichen Einsatz somit eine Abschätzung des Gesamtverbrauchs ergab. Demnach werden jährlich zwischen 3,6 und 6,3 Mio. mß Dendromasse stofflich und energetisch genutzt. Bilanztechnisch wird diese Nutzung dem theoretischen, d.h. maximalen und dem nachhaltig mobilisierbaren Dendromassepotenzial gegenübergestellt, das in der gleichen Region zwischen 2,2 und 3,5 Mio. mß beträgt. Fazit: NRW ist bereits jetzt Netto-Importeur von Dendromasse. Weitere Investitionen in der Region in die stoffliche und/oder energetische Nutzung von Dendromasse bzw. in neue Technologien wie die Produktion von Biomass to Liquid-Kraftstoffen müssen dementsprechend durch die Erhöhung der Importe, die Mobilisierung von Reserven oder die Erschließung neuer Dendromasse-Quellen bedient werden. Hieraus ergeben sich weitergehende wald- bzw. landschaftsökologische sowie energiepolitische und volkswirtschaftliche Fragestellungen. Die vorliegende Untersuchung hat gezeigt, dass mit Hilfe der vorgestellten Methode und vorhandenen Statistiken die Anzahl der Anlagen und der Verbrauch von Dendromasse zur stofflichen und energetischen Verwendung hergeleitet werden kann. Perspektivisch ist es auf dieser Grundlage möglich, für andere Regionen bzw. Bundesländer oder für ganz Deutschland den Dendromasseverbrauch hinreichend genau zu ermitteln und den Potenzialeinschätzungen gegenüber zu stellen.