Die wesentlichsten Schwierigkeiten der Forstpflanzenzüchtung sind in dem späten Eintritt der Fruchtbarkeit und dem langen Zeitraum von der Pflanzung bis zur Nutzung unserer Waldbäume begründet. Dadurch sind die Arbeiten der Forstpflanzenzüchtung sehr langwierig und zur Zeit auch noch verhältnismäßig unsicher. Durch Auffindung eindeutiger Beziehungen zwischen Merkmalen der Jungpflanzen und den Werteigenschaften des hiebsreifen Baumes können der Züchtung sichere Grundlagen für die frühzeitige Auslese späterer Wertholzstämme gegeben werden. Die bisherigen Arbeiten haben zum Teil zu widersprechenden Ergebnissen geführt. Es ist daher eine wichtige Aufgabe der Forstpflanzenzüchtung, diese sicheren Grundlagen für die züchterische Arbeit zu schaffen. Erfolgreicher dagegen waren die bisherigen Bemühungen, einen frühzeitigeren Eintritt der Fruchtbarkeit der Waldbäume zu erzielen. So kann durch Pfropfung blühfähiger Reiser auf 2jährige Sämlinge, Dekapitatio, Strangulation und Ringelung eine wesentlich frühzeitigere Fruchtbarkeit der Bäume erreicht werden. Da die Anzucht frühfruchtender Bäume in so großer Zahl, wie sie für die Vermehrung des Zuchtmaterials zur Verfügung der Forstwirtschaft mit hochwertigem Saat- und Pflanzgut erforderlich sind, wegen der Schwierigkeiten bei der Anzucht der Propfbäume und der mit der Ringelung und Strangulierung verbundenen Schädigung der Vitalität der Bäume nur unter Aufwendung größter Mittel ermöglicht werden kann, wird vorgeschlagen, die natürliche, erbliche Frühfruchtbarkeit auszunutzen und frühfruchtende Rassen unserer Waldbäume zu züchten. Die Kombination Frühfruchtbarkeit mit anderen Werteigenschaften wie Zuwachsfreudigkeit, Gradschäftigkeit, Langschäftigkeit ist möglich. Die Verwendung frühfruchtender Bäume als Ausgangsmaterial für die Züchtung führt nach den mitgeteilten Beobachtungen zu keinen besonderen Nachteilen gegenüber dem bisherigen Verfahren, erst Bäume im höheren Alter als Zuchtbäume zu verwenden. Vielmehr ergeben sich weitere bedeutende Vorteile für die Züchtung, wie leichtere und sichere Durchführung der Kreuzungen, leichtere und bessere Beerntung, Vermeidung der beim Besteigen von Altbäumen mit Steigeisen unvermeidlichen Stammbeschädigungen sowie vor allem eine wesentliche Erhöhung der Generationsfolge, die die Vorbedingung einer systematischen Kombinationszüchtung ist. Besondere Beachtung für die Steigerung der Vermehrung des Zuchtmaterials erfordert die Schaffung samenertragsreicher und -sicherer Formen mit bester Samenqualität.