1. Es ist als sicher anzunehmen, daß die Differenzen im Austreiben der Buche auf eine erbliche bedingte Eigenschaft zurückzuführen sind. 2. Es ist anzunehmen, daß unsere Buchenbestände als eine Population früh- und spättreibender Linien anzusehen sind. Damit ist die Möglichkeit der Auslese einer "späten Sorte" gegeben. 3. Es gibt Buchen, die in Jahren mit normaler Witterung nach den Eisheiligen austreiben und deren Nachkommen daher für die meisten Gegenden als weniger frostgefährdet anzusehen sind. Für Gegenden mit regelmäßig späten Frösten Ende Mai/Juni gilt dieser Gesichtspunkt naturgemäß nicht. 4. Von Kniehöhe an tritt bis zum Dickungsalter eine "Hemmung" und damit eine Verzögerung des Austreibens um etwa 1-2 Wochen auf. 5. Durch Verwendung von Saatgut spättreibender Buchen und Ausnutzung der Hemmung im Jungwuchsalter (ab Kniehöhe) scheint die Möglichkeit zum Einbringen der Buche als Mischholzart auf frostgefährdeten Kahlschlagflächen gegeben zu sein. Die mitgeteilten Beobachtungen bedürfen noch der Überprüfung und jahrelanger Versuche zum Nachweise ihrer Brauchbarkeit für die Praxis. Wir haben aber bei dem heutigen Hiebstempo nicht die Zeit, das Ergebnis solcher Untersuchungen abzuwarten. Es wäre daher wünschenswert, wenn die Praxis schon jetzt dieses Problem aufgreift und Erfahrungen sammelt. Zunächst käme es darauf an, im Frühjahr alle nach den Eisheiligen austreibenden Buchen dauerhaft zu bezeichnen (in jedem Bestand sind es nur einige wenige!) und diese beim Auszeichnen der Durchforstungen und bei Einleitung einer Verjüngung zu begünstigen. Sodann sind von diesen Bäumen Bucheckern zu sammeln und gesondert im Kamp und auf Kulturflächen zu verwenden. Die Not unseres Waldes zwingt uns, keinen Weg zur Mischbestandbegründung auf Kahlflächen unversucht zu lassen! Vielleicht ist dies ein Weg, der zum Ziel führen kann.