Standardsignatur
Titel
Auswirkung von Kiefernwurzel-Konkurrenz auf die Entwicklung der Bodenvegetation – Biomasseerhebungen in Kleinlysimetern und Bestand
Verfasser
Erscheinungsort
Berlin
Verlag
Erscheinungsjahr
2008
Seiten
S. 110–126
Illustrationen
17 Abb., 6 Tab., zahlr. Lit. Ang.
Material
Artikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
Datensatznummer
200150998
Quelle
Abstract
In drei brandenburgischen Kiefernreinbeständen (Pinus sylvestris L.) auf Böden mit unterschiedlichem Nährstoffangebot wurden wägbare Kleinlysimeter (1 m¬ Oberfläche, 1,60 m Tiefe) installiert und bis zu sieben Jahre die Entwicklung der Bodenvegetation mit ihren oberirdischen Pflanzenteilen ohne Baumwurzelkonkurrenz untersucht. Dominierende Arten der Bodenvegetation waren Blaubeere (Vaccinium myrtillus), Himbeere (Rubus idaeus agg.), Drahtschmiele (Deschampsia flexuosa) und Sandrohr (Calamagrostis epigejos). Mit Hilfe von Parallelaufnahmen im umgebenden Bestand konnte die Vegetationsentwicklung mit und ohne die Anwesenheit lebender Kiefernwurzeln verglichen werden. Im Zuge des Abbaus der Lysimeter konnte die Durchwurzelung der Bodenvegetation ohne und mit Baumkonkurrenz untersucht werden. Unter Ausschluss der Baumwurzelkonkurrenz zeigten Pflanzen aller Arten auf den Lysimeterflächen ein deutlich besseres Sprosswachstum als die im umgebenden Bestand mit Baumkonkurrenz. Die Blaubeere zeigt ohne und mit Baumkonkurrenz eine ähnliche Wurzelentwicklung, aufgrund des besseren oberirdischen Wachstums erhöht sich aber das Spross-Wurzel-Verhältnis auf den Lysimeterflächen. Die Himbeere bildet dagegen bei Abwesenheit der Kiefernwurzeln kräftigere und tiefere Feinwurzeln als im Bestand, durch die gleichzeitig bessere oberirdische Entwicklung bleibt das Spross-Wurzel-Verhältnis jedoch nahezu gleich. Auf die unterschiedliche Wurzelkonkurrenz reagieren die Drahtschmielenwurzeln am deutlichsten. Hier ist das Spross-Wurzel-Verhältnis ohne Baumkonkurrenz erhöht, und das vertikale Wurzelverteilungsmuster deutlich verändert. Im nur über vier Jahre untersuchten Sandrohrlysimeter zeigte sich dagegen keine Änderung der Durchwurzelungsintensität im Vergleich zum umgebenden Bestand. Durch eine Reduktion der Sprosszahlen und oberirdischen Biomasse sinkt das Spross-Wurzel-Verhältnis sogar ab. Charakteristisch ist aber die verstärkte Bildung von Kriechsprossen (Stolonen), insbesondere in der organischen Auflageschicht im Lysimeter, wodurch die Relation zwischen absorbierenden Wurzeln und zu versorgenden Pflanzenteilen letztlich gleich bleibt. Die Unterschiede der Arten werden mit genetisch bedingten Wurzelkonkurrenzstrategien sowie in Bezug auf die Standortverhältnisse diskutiert. Am Ausmaß der Reaktion der Bodenvegetationsarten auf den Lysimetern kann auf deren Konkurrenzkraft gegenüber der Kiefer im Bestand geschlossen werden. Dem Sandrohr kommt hier eine überragende Bedeutung zu, da es sehr intensiv und tief wurzelt. Der Ausschluss der Kiefernwurzelkonkurrenz führt offenbar zu einer Änderung der Allokation. Die zusätzlichen Assimilate werden nicht in oberirdische Phytomasse, sondern in Kriechsprosse (Stolonen) investiert, wodurch die aggressive Ausbreitungstendenz noch verstärkt wird. Die Kenntnis der ober- und unterirdischen Struktur der Bodenvegetation und ihre ökologische Auswirkung sind im Blick auf die Kiefernwirtschaft (Bestandesbegründung, -pflege, Waldumbau) von Bedeutung. Die Untersuchungen bestätigen Einschätzungen zur besonderen Bedeutung von Sandrohr als Konkurrent der Baumartenverjüngung auf den pleistozänen Sandstandorten des nordostdeutschen Tieflands.