Standardsignatur
Titel
Sinn und Unsinn der Anrechnung von Waldsenken im Kyoto-Protokoll (Essay)
Verfasser
Erscheinungsort
Zürich
Verlag
Erscheinungsjahr
2008
Seiten
S. 267-272
Illustrationen
4 Abb., 17 Lit. Ang.
Material
Artikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
Datensatznummer
200149790
Quelle
Abstract
Gemäss Kyoto-Protokoll kann ein Teil der nationalen Emissionsreduktion mit Hilfe biologischer Kohlenstoffsenken erfolgen. Im vorliegenden Beitrag erörtere ich 1) die historische Entwicklung der Beeinflussung der terrestrischen Kohlenstoffbilanz durch den Menschen, 2) die sich daraus ergebenden unterschiedlichen Ausgangslagen in verschiedenen Weltregionen resp. auf nationaler Ebene und 3) Aspekte der Nachhaltigkeit bei der Anrechnung biologischer Kohlenstoffsenken im Hinblick auf die langfristige Entwicklung des Treibhauseffekts. Der Mensch beeinflusst die Treibhausgasbilanz der Erde schon weit länger als 100 bis 150 Jahre, und zwar in einer regional sehr stark differenzierten Weise. Wald als Kohlenstoffsenke spielt in den meisten Ländern der gemässigten Zone eine quantitativ bedeutende Rolle, die Senkenwirkung ist jedoch in erster Linie eine Folge der historischen Übernutzung der Ökosysteme und somit als Wiedergutmachung an der Natur und weniger als generische Leistung des Menschen resp. der Waldbewirtschaftung zu sehen. Obwohl die Anrechnung biologischer Kohlenstoffsenken zur Erreichung der nationalen Emissions-Reduktionsziele auf den ersten Blick sehr positiv erscheint, tendiert diese Verrechnung meiner Ansicht nach dazu, eine echte Problemlösung zu verhindern statt sie zu befördern. Überlegungen zur Nachhaltigkeit, zur Ethik und Effizienz sowie zur Gerechtigkeit dieser Verrechnung legen nahe, dass eine Entflechtung von biologischen Kohlenstoffsenken und Emissionsreduktion aus fossilen Energieträgern anzustreben ist, ohne dass damit der Waldschutz geschwächt oder die Bedeutung der biologischen Kohlenstoffsenken marginalisiert werden soll.