- Standardsignatur4017
- TitelDie Bedeutung des Waldes für den kleinbäuerlichen Betrieb : Aus der Arbeit der Europäischen Forstkommission
- Verfasser
- ErscheinungsortWien
- Verlag
- Erscheinungsjahr1965
- SeitenS. 199-204
- MaterialUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200148762
- Quelle
- AbstractWenn das schwierige Problem der gefährdeten Niedrig-Einkommen-Betriebe behandelt wird, kommt es von vornherein ganz entscheidend auf den Blickpunkt und auf das angestrebte Ziel an. Wer materiellen Wohlstand, höheren Lebens-Standard und dementsprechend hohes Einkommen als einzigen Maßstab nimmt, wird andere Wege gehen müssen und zu anderen Ergebnissen kommen, als wer auch "unwägbare Faktoren" in Betracht zieht wie beispielsweise das Ideal des "freien europäischen Bauern", der nicht nur als Unternehmer, sondern als freier, unabhängiger Bürger besteht und weiterhin bestehen will, oder wer Begriffe wie Tradition, Verbundenheit mit dem Boden, Pflichtbewußtsein usw. in die Waagschale wirft. Die Frage, ob das Glück des Menschen tatsächlich in Produktionsgrößen, sei es cmb Holz, Tonnen Fleisch oder Milch oder gar in Geldwert gemessen werden kann oder von ihnen abhängt, wird sehr verschieden beantwortet. Nicht wenige lehnen es ab, den europäischen Bauer lediglich als "Produzent" von Nahrungsmitteln oder Holz usw. zu sehen und das Problem des Bauerntums nur von dem Standpunkt aus zu untersuchen, ob diese Produktion nicht anders besser und billiger und erfolgreicher im Sinne von profitabler gestaltet werden kann. Viele sind der Meinung, daß "Bauer sein" mehr als ein Beruf ist, daß es vielmehr eine "Art zu leben" ist, die nicht nur mit materiellen Größen gemessen werden kann. Sie führen ins Treffen, daß sehr viele bäuerliche Betriebe in Europa längst nicht mehr existieren würden, wenn ihre Eigentümer rein materialistisch und rationalistisch denken und handeln würden. Sie sind der Meinung, daß diese konservative Haltung eine überaus große Bedeutung hat, denn der Bauer sei u.a. ja auch der "Gestalter der Landschaft", er habe die "Heimat" geschaffen, er stelle die seelische Verbindung zwischen Mensch und Boden her und er sei überdies das Arbeitskräfte-Reservoir für das wirtschaftliche Hinterland, das ohne ihn völlig veröden würde. Die Landflucht, das Verlassen von Häfen sei zwar eine Tatsache; man müsse aber sehr gründlich überlegen, ob man diese Entwicklung noch fördern und beschleunigen solle - wie es viele empfehlen und für richtig halten! - oder man sich vielleicht ein "goldener Mittelweg" zwischen allzu schroffem Materialismus und Rationalismus und allzu konservativem Festhalten am Hergebrachten sein werde. Vor allem - so glauben viele - machten, die "Rationalisten" außerordentlich viele Fehler: sie gingen nicht nur sehr oft von falschen Unterlagen aus, sondern übersehen und unterschätzen unwägbare Kräfte und Werte überhaupft völlig. Jeder mit diesen Problemen wirklich - aus der praktischen Erfahrung - Vertraute wissen aber z.B., daß nichts - weder die Betriebsgröße, noch die Lage, noch die Bodengüte usw. - so entscheidend sei, wie die Tüchtigkeit und der Ausbildungsstand des Eigentümers. Schulung und Beratung seien deshalb die allerwichtigsten Maßnahmen und Hilfen; aber auch dabei dürfte es sich nicht nur um eine rein materielle, verstandesmäßige Schulung handeln, sondern auch um die charakteristische und seelische Bildung des Menschen. Der Wald im Rahmen kleinbäuerlicher Betriebe spielt heute zwar meist noch eine relativ geringe, aber deshalb doch nicht belanglose Rolle; aus der Zeit der Selbstversorgerwirtschaft her ist er vielfach noch auf die Bedeckung der Hofbedürfnisse und nicht auf die Produktion von marktfähigem Holz eingestellt. Trotzdem haben auch die bescheidenen Erträge, die heute aus ihm erzielt werden können, oft schon eine sehr große Bedeutung; so kann z.B. schon der Verkauf von 5 oder 10 fm Holz den Betrieb in einer schwierigen Situation entscheidend unterstützen! Flächenmäßig darf der Wald keinesfalls unterschätzt werden, zumal nicht nur der bäuerliche Eigenwald, sondern auch der "ideelle Bauernwald", d.s. die Anteile an Gemeinschafts- und Gemeindewäldern und die Nutzungsrechte im Staats- oder Groß-Privatwald anzugerechnet werden müssen. Um alle diese Wälder, die direkt oder indirekt zu kleinbäuerlichen Betrieben gehören, auf höchste Holzproduktion zu bringen, so daß sie einen möglichst großen Beitrag zum Bestand und zur Sicherung dieser Betriebe leisten können, ist vor allem eine weitgehende Umstellung in der Holzverwendung vom Eigenbedarf auf Marktleistung notwendig. Zur Steigerung der Holzerträge muß eine Entflechtung von Land- und Forstwirtschaft stattfinden, d.h. es muß die Waldweide- und die Waldstreunutzung aufhören, so daß der Wald nur noch der Holzproduktion dienen kann. Weiters sind viele forsttechnische Verbesserungsmaßnahmen (Aufforstung Wegebau, Waldpflege, Sanierung herabgewirtschafteter Bestände und Standorte usw.) durchzuführen, wozu in der Regel ein guter Aufklärungs- und Beratungsdienst die geistigen Voraussetzungen schaffen muß. Liegen ungünstige Besitzverhältnisse vor, wäre an eine Waldzusammenlegung oder doch an eine "abgestimmte Wirtschaft" zu denken. In vielen Fällen wäre eine Vergrößerung der Waldausstattung dieser kleinbäuerlichen Betriebe zweckmäßig; sie kann durch Aufforstung von Grenzertragsböden (z.B. auch in der Gemeinschaftsweide!) oder durch Zuteilung bzw. Zukauf von Waldgrundstücken erfolgen. Auch die "Bäume außerhalb des Waldes" verdienen bei diesen Betrieben Beachtung, ließen sich dadurch doch oft beträchtliche Einnahmen erzielen.
- Schlagwörter
- Klassifikation644.5 (Besitzverhältnisse; Verbindung mit anderen Zweigen der Landwirtschaft oder Industrie)
923.4 (Bauernwald, sonstiger Kleinprivatwaldbesitz)
928 (Zersplitterung und Zusammenlegung von Grundstücken)
913 (Beziehungen zwischen Wald und landwirtschaftlich genutzten Flächen (Acker, Wiese, Weide usw.). Waldrodungen; Aufforstungen von landwirtschaftlichen Flächen; Wechselwirtschaft, wandernde Waldfeldwirtschaft. (Politik); Landnutzung [Siehe auch UDC 332.3 Landnutzung und Unterteilung für Querverweise und auch UDC 711.4 Landnutzung; UDC 712.2 Landschaftsplanung im allgemeinen])
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