- Standardsignatur4017
- TitelSoziologische Aspekte der Erholungswaldgestaltung im Wienerwald
- Verfasser
- ErscheinungsortWien
- Verlag
- Erscheinungsjahr1969
- SeitenS. 266-269
- Illustrationen24 Lit. Ang.
- MaterialUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200147164
- Quelle
- AbstractAus den Untersuchungen geht hervor, daß sich die Auffassungen des forstlichen Fachmannes und der Waldbesucher über die ideale Gestaltung des Ertragswaldes nicht durchwegs decken. So ist vom Waldbesucher nicht ohne weiteres eine besondere Vorliebe für ungleichalterige, plenterartig aufgebaute aus standortsgemäßen Baumarten zusammengesetzte, möglichst urwüchsige Wälder, also für eine Art waldbaulichen Idealbetrieb, zu erwarten. Gerade vieschichtig aufgebaute Wälder haben einen gewissen Forstschutzeffekt, da erfahrungsgemäß Waldbesucher weniger in den unübersichtlichen Wald eindringen (Fischer 1965). Auch fehlen Stimmen, die eine besondere Ursprünglichkeit des Waldes fordern (vergleiche Hanstein 1967). Von einer deutlichen Mehrheit werden auch viele abgestorbene Bäume als störend empfunden. Der Wunsch nach ordentlicher Waldbehandlung durch entsprechende Pflege klingt in den zusätzlichen Bemerkungen sehr häufig an. Nach Äußerungen geht zum Teil die überraschende Sympathie für reine Nadelwälder auf die klare Ordnung in gepflanzten Beständen zurück. Die Masse der Besucher identifiziert "ihren" Wald weitgehend mit dem gegenwärtigen, durch häufigeren Besuch vertrauten Zustand. In diesem naturgemäßeren und gefühlsmäßig zusagenden Milieu mögchten die Besucher aus der Großstadt immer wieder Erhlung finden. Eine plötzliche Umwandlung des gewohnten Bildes würde nicht toleriert werden, während eine langsame Veränderung des Biotops (50- bis 100-jähriger waldbaulicher Umstellungszeitraum) i. d. R. nicht wahrgenommen wird (vergleiche Fischer 1965). Bei allen Befragungen, ob in Dänemark, Nordrhein-Westfalen, in der Schweiz oder in Österreich, taucht als wesentlichster Faktor für die Erholungswaldgestaltung das Moment der Abwechslung auf. Deshalb erklärt sich auch die so ausgeprägte Beliebtheit des Laub-Nadel-Mischwaldes oder auch des mit jüngeren und älteren Lebensphasen gemischten Waldes. Auch weitergehende Zusatzfragen bestätigen dieses entscheidende Komponente bei der Erholungswaldgestaltung. Über die kausalen Zusammenhänge zwischen Waldaufbau und Erholungswert geben russische Untersuchungen (Tjulpanov 1968 zitiert nach Köpp-Linnard 1969) einigen Aufschluß. Nach dem Ergebnis der Befragung, das in dem Wunsch nach abwechslungsreichen Aufbau des Erholungswaldes gipfelt, entsprechen große Teile des buchenreichen Flysch-Wienerwaldes mit ausgedehnten gleichalterigen, weitgehend reinen Buchenbeständen, die dem früher üblichen Großflächenschirmschlagverfahren das Entstehen verdanken, nicht dem Idealaufbau. Durch einen langsamen Übergang zu einer kleinflächigeren Bestandesbehandlung und durch eine bemessene Anreicherung mit standortstauglichen Nadelbaumarten (zum Beispiel Lärche) auf geeigneten Teilflächen von Standortseinheiten unter Wahrung des Buchenwaldcharakters, wie sie in einem Waldbau-Konzept für die Buchenwaldstandorte niedergelegt wurden (Mayer 1969), wird auch dem Wunsch der Waldbesucher nach vielseitigeren Aufbau Rechnung getragen. Weder nach den Wünschen der Waldbesucher noch durch spezielle Erholungsfunktionen ist eine von den Vorschlägen wesentlich abweichende waldbauliche Behandlung erforderlich. Wie das Beispiel des Erholungsgebietes Ueetliberg bei Zürich zeigt (Fischer 1965), widersprechen sich Erholungswald- und Ertragswaldzielsetzung höchster Intensität keineswegs. Die gepflegten Laub-Nadel-Mischbestände des Lehrwaldes der ETH Zürich können gleichzeitig als ideal gestalteter Erholungsraum angesehen werden. Fischer (1965) macht mit Recht auch auf das Auftreten von Scheinproblemen im Erholungswald aufmerksam. Bei der Weitläufigkeit des Wienerwaldes in flächenbegrenzten Schwerpunktgebieten intensiver zu erfassen und durch entsprechende Erschließung zu betreuen (Abfallkörbe, Wege, Bänke; Sauberkeit). Naturpark Sparbach und Lainzer Tiergarten, wo die Erholungswaldzielsetzung (intensivere Waldpflege - größere Kosten) mit Recht stärker im Vordergrund steht, geben in dieser Hinsicht optimale Einwirkungsmöglichkeiten (vergleiche Ruppert 1960, Ladefoged 1967, Hanstein 1967). Der selbständige und anspruchsvollere Waldbesucher, der die weniger begangenen Teile des Wienerwaldes aufsucht, kommt auch ohne zusätzliche Aufwendungen aus. Für diese Teile des buchenreichen Wienerwaldes besteht auch nach den Ergebnissen der Umfrage kaum Anlaß, die auch Erholungsbedürfnisse berücksichtigende Ertragswaldzielsetzung zu modifizieren. Der Standortsanalyse, Waldpflege und Verjüngungstechnik wird erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen sein (Fischer 1968). Die verschiedenen Typen des stadtnahen Erholungswaldes erfordern eine unterschiedliche Behandlungsintensität (Moosmayer 1969). Über spezielle waldbauliche Aufgaben bei der Gestaltung. Ungenügend abgeklärt sind noch die objektiven Schutz- und Erholungsfunktionen des Waldes im einzelnen. Allein in den USA beschäftigen sich in acht Forstlichen Versuchsanstalten 22 Akademiker mit Fragen des Erholungswaldes (Wenger 1967). Um nicht auf diesem Gebiet in einen unerwünschten Rückstand zu geraten, müssen Grundlagenuntersuchungen auf breiterer Basis aufgenommen werden, damit für das Gesamtgebiet des Waldbaues im Waldfahrtswald ähnlich wie im Ertragswald eine kritische Überprüfung der Erfahrungen möglich wird.
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