- Standardsignatur15781
- TitelDie Dynamik in Niederwäldern und ihre Bedeutung für den Naturschutz : Versuch einer Synthese
- Verfasser
- ErscheinungsortRecklinghausen
- Verlag
- Erscheinungsjahr2007
- SeitenS. 339-359
- Illustrationen2 Tab.
- MaterialArtikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200144553
- Quelle
- AbstractIm Artikel wird versucht, die Ergebnisse der verschiedenen Niederwalduntersuchungen zusammenzufassen und davon seine Bedeutung für den Arten- und Naturschutz abzuleiten. Die Ausbildung der Niederwaldtypen ist eng mit dem Klima, mit dem Nährstoff- und Feuchtigkeitsgehalt im Boden und mit der Nutzungsweise (z. B. Umtriebszeit) verbunden. In Mitteleuropa stocken Niederwälder heute vor allem auf planar-submontanen Laubmischwald-, Edellaubbaum-, Mischwald- und Auenstandorten. Niederwaldnutzung fördert die Entwicklung von Lichtholzarten. Hainbuche, Linde, Ahorn, Esche und Hasel und auf nassen Standorten Erle und einige Weidenarten ertragen Niederwaldnutzung besonders gut. Weniger ausschlagfreudig sind Eiche, Ulme, Pappelarten, Birke, Vogelkirsche, Wildobst, viele Sträucher und besonders die Rotbuche. Die Nutzung der Niederwälder schafft Ökosysteme, die durch eine hohe Dynamik geprägt sind. Diese Dynamik lässt sich durch Veränderungen in der Raumstruktur, im Mikroklima, im Bodennährstoff- und Bodenwassergehalt beschreiben. Der Verlauf dieser Dynamik ist in allen Niederwaldtypen ähnlich, aber sie unterscheiden sich in der Geschwindigkeit der Sukzession und somit in der Länge des Zeitraums, den jede unterschiedliche Phase einnimmt. Die Geschwindigkeit der Sukzession hängt vom Klima, Nährstoffgehalt, von der dominanten holzigen Pflanzenart und von der Dichte der Stockausschläge ab. Wenn ein Niederwald über mehrere Jahrhunderte genutzt wurde, ist diese Dynamik räumlich und zeitlich voraussagbar. Die lang anhaltende Nutzung hat also - trotz der hohen Dynamik - ein insgesamt eigenes und stabiles Ökosystem geschaffen, das nicht nur Lebensraum für ausbreitungsfreudige Opportunisten, sondern auch für konservative Arten bietet, die nur geringe Ausbreitungstendenz zeigen. Diese Geschwindigkeit der Sukzession, also die Länge der Licht- und Schattenphase, ist von entscheidender Bedeutung für den Artenreichtum und die Unterschiedlichkeit der Lebensraumansprüche der Flora und Fauna. Bei langsamer Entwicklung entstehen gilden- und lebensformtypenreiche Gemeinschaften, bei schneller Sukzessionsabfolge findet oft nur eine quantitative Verschiebung der Individuenzahl ohne nennenswerte Veränderungen im Artenrepertoire statt. Der Ursprung der Pflanzen- und Tierarten, die Niederwälder besiedeln, liegt in verschiedenen Ökosystemen. Während die Lichtphase Arten aus den unterschiedlichsten Offenland- und Waldsaumbiotopen beherbergt, kommen in der an die Dickungsphase anschließenden, lückigen Waldphase vor allem Arten aus naturnahen Wäldern vor. Die wichtigste naturschutzfachliche Bedeutung des Niederwaldes besteht in seiner Funktion als Ersatzlebensraum für Tier- und Pflanzenarten aus unterschiedlichen Lebensräumen. Der Niederwald ist oft zum letzten "Sammelbecken" dieser Arten geworden, wie der lokale und regionale Artenrückgang nach Umwandlung von Niederwäldern in andere Ökosysteme immer wieder offenbart. Für die Erhaltung vieler gefährdeter bis vom Aussterben bedrohter Arten, vor allem aber für die Bewahrung der Biodiversität im Sinne von Gildenvielfalt besitzen die Stockausschlagwälder in Nordrhein-Westfalen eine Schlüsselfunktion.
- Schlagwörter
- Klassifikation
Hierarchie-Browser