Am augenfälligsten sind die Ergebnisse bei den Versuchen mit Kolktafeln zur Wächtenverhinderung. Wenn während zweier Versuchswinter im Bereiche der Kolktafeln keine Wächte gebildet wurde, so ist diese Beobachtung eine eindeutige Aussage, welche die positive Wirkung beweist. Die Versuche haben gezeigt, daß durch einfache Tafeln mit 1 m bis 1,20 m Bodenspalt und 75 % bis 80 % Füllung die Wächtenbildung im Tafelbereiche unterbunden werden kann. Hiebei werden die Aufstellungspunkte der Tafeln am günstigsten so gewählt, daß die Tafeln direkt am Wächtenansatz bis 1 m von der Gratkante nach Luv errichtet werden. Ist eine eindeutige Hauptwindrichtung gegeen, sollen die Tafeln senkrecht zu dieser erstellt werden, wenn nicht, parallel zum Grat. Der Abstand von Tafel zu Tafel ist davon abhängig, ob die Wächtenbildung ganz verhindert oder die Wächte nur "zersägt", d.h. in einzelne Teilstücke aufgelöst werden soll. Im erstgenannten Fall kann der Abstand von Tafel zu Tafel bis 100 % der Tafelbreite betragen. Einfache Tafeln genügen zur Wächtenverhinderung vollauf. Campell (1955) hat bei Wächten an verhältnismäßig sanften Gratprofilen auch mit Tafeln ohne Bodenspalt sehr gute Erfolge erzielt. Er errichtet seine Tafein direkt an der Gratkante oder nur wenig nach Lee. Im Gegensatz zu den Versuchen zur Unterbindung der Wächtenbildung, welche mit verhältnismäßig einfachen Mitteln gute Ergebnisse brachten, waren die Versuche mit Kolktafeln zur Verhinderung von Schneebrettlawinen komplizierter. Erst die Gegenüberstellung von Messung und Beobachtung brachte ein einigermaßen abgerundetes Bild. Kolktafeln mit Bodenspalt bedingen eine ring-oder hufeisenförmige Verfestigung der Schneedecke. Der Radius dieses Ringes größerer Festigkeit beträgt 6 bis 8 m. Im Kolkbereiche selbst liegt die Festigkeit des Schnees unter dem Normalwert der ungestörten Schneedecke. Die Kolkform ist allmählich verlaufend, das Wirbelfeld reicht nicht so tief, daß der Kolk bis zum Boden eingetieft würde. Bei Vergrößerung des Bodenspaltes wird der Kolk immer flacher und Verliert seine typische Form. Der Kolk bedingt wohl eine Störung der Schichtung der Schneedecke, doch keine Unterbrechung derselben. Durch die spezielle Kolkform um Tafeln mit Bodenspalt entstehen außerdem Zugspannungen an den Kolkrändern, wodurch Tafeln mit Bodenspalt die Lawinenbildung unter Umständen fördern können. Bei Tafeln ohne Bodenspalt beobachtet man ebenfalls eine Verfestigung, welche in 8 bis 10 m von der Kolkmitte ihr Maximum erreicht. (Die Entfernung ist abhängig von der Lage der Tafel zum Hang, der Größe der Tafel, der Windgeschwindigkeit und dem Winkel zwischen Hauptwindrichtung und Tafel). Durch die tief ausgeblasenen Kolke wird die Homogenität der Schneedecke viel empfindlicher und wirksamer gestört als bei den Tafein mit Bodenspalt, die Schneedecke wird meistens bis zum Boden unterbrochen. Die Wirkung der Kolktafeln im Anbruchgebiet von Schneebrettlawinen beruht einmal in der Störung imd Auflösung des Spannungsfeldes, zum anderenmale in einer Stützfunktion durch den Verfestigungsring. Eine Verfestigung der Schneedecke bewirken beide Kolktafeltypen, die Auflösung des Spannungsfeldes dagegen nur die Kolktafel ohne Bodenspalt. Eine Auflösung des Spannungsfeldes ist nur dann gewährleistet, wenn die Schneedecke unterbrochen wird, was aber nur bei Kolken um Tafeln ohne Bodenspalt zu erwarten ist. Somit kann gesagt werden, daß zur Verhinderung von Schneebrettanbrüchen der Kolktafel ohne Bodenspalt der Vorzug zu geben ist. Außer den erwähnten Vorteilen enthebt einem die Verwendung von Tafeln ohne Bodenspalt der sehr heiklen Wahl der Größe des Bodenspaltes. Bei den Versuchen hat sich gezeigt, daß sowohl zu breite als auch zu schmale Tafeln ihren Zweck nicht voll erfüllen. Werden die Tafeln zu breit, können sieh die randlichen Wirbelfelder nicht mehr erreichen und in der Tafelmitte bleibt ein Raum, wo Schnee angelagert wird. Die Tafel wirkt dann ähnlich wie ein Schneezaun. Sind die Tafeln dagegen zu schmal, wird auch der Kolk einen entsprechend kleinen Durchmesser aufweisen und rascher im Schnee "ersaufen". Für dieselbe Fläche werden mehr Tafeln benötigt werden als bei größerer Dimensionierung. Das Optimum der Tafelbreite liegt zwischen 3 m und 4 m. Die Höhe muß auf die zu erwartenden Schneehöhen abgestimmt werden, wobei die Kolktafel die maximalen Schneehöhen um 1 m überragen soll. Dabei hat es sich sowohl nach den Berichten Campells als nach eigenen Erfahrungen als günstig erwiesen, die Tafel unten schmäler als oben zu gestalten. Ob im Einzelfalle einfache oder gekreuzte Tafeln anzuwenden sind, hängt von den am Aufstellungsort herrschenden Windverhältnissen ab. In der Mehrzahl der Fälle wird sich eine Hauptwindrichtung feststellen lassen, welche für die Schneeumlagerung ausschlaggebend ist. In solchen Fällen sind gekreuzte Tafeln nicht notwedig. Sie sind dann am Platz, wenn keine bevorzugte Windrichtung feststellbar ist.