Schäden durch überhöhte Wildstände - ein volkswirtschaftliches Problem

Wien

1975

S. 40-46

34 Lit. Ang.

Unselbständiges Werk

200140685

Die Wildschäden haben ein bestürzendes Ausmaß angenommen und sind volkswirtschaflich nicht mehr vertretbar. Gleichzeitig wird die infrastrukturelle Leistungsfähigkeit des Waldes durch akute Gefährdung der Schutzwälder so stark beeinträchtigt, daß die Sicherheit der Bergbevölkerung und Fremdenverkehrsgäste nicht mehr nachhaltig garantiert werden kann. Die Jagd im bisherigen Sinne als Voluptuaire mit jagdlich optimierten hoher Wilddichten und hohen Jagdpachtbeträgen, aber gleichzeitig landeskulturell untragbaren Wildschäden ist überholt. Zeitgemäß ist die Jagd als Umweltschutzaufgabe, die einen gesunden, artenreichen (nicht zahlreichen) Wildstand im Einklang mit den natürlichen Aesungsbedingungen erhält und konsequent die das Oekosystem Wald gefährdenden Schäden verhindert. Die bisherigen Jagdgesetze haben entweder mit ihren Bestimmungen oder durch ungenügende Ueberwachung der Durchführung zu einer noch nie dagewesenen Wilddichte mit katastrophalen Wildschäden geführt. Der Staat ist aber verpflichtet, den Ausgleich von Jagdinteressen einzelner (die 90.000 Jagdkarteninhaber entsprechen 1,2 % der Bevölkerung) und der Landeskultur zum Wohle der Allgemeinheit zu sichern, um so mehr, als sich die schleichenden indirekten Waldschäden erst in Jahrzehnten für die kommenden Generationen voll auswirken werden. Es sind durchführbare und leicht zu überwachende gesetzliche Bestimmungen erforderlich, die landeskulturell tragbare Wilddichten herbeiführen und keine bestandesgefährdenden Schäden verursachen; z. B. höchstens 10 % Verbißschäden in der Entwicklungsperiode bei der Hauptbaumart, keine Schälschäden, ungehinderte natürliche Entwicklungsfähigkeit der biologisch und bestandesstrukturell erforderlichen Stabilisierungsbaumarten, wie Tanne und Buche. Erst dann kann für kommende Generationen die wirtschaftliche und überwirtschaftliche Leistungsfähigkeit des österreichischen Waldes aufrechterhalten werden. Aus volkswirtschaftlichen Gründen ist eine Regelung der Wildschadensfrage im kommenden Forstgesetz unumgänglich.