- Standardsignatur14013
- TitelVegetationsentwicklung der Donauauen bei Ingolstadt als Grundlage für Naturschutzbewertungen
- Verfasser
- ErscheinungsortFreiburg im Breisgau
- Verlag
- Erscheinungsjahr2007
- SeitenS. 82-97
- Illustrationen6 Abb., 24 Lit. Ang.
- MaterialArtikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200138560
- Quelle
- AbstractDie Donauauen sind in Bayern einerseits noch von hohem naturschutzfachlichem Wert, andererseits durch starke strukturelle Defizite gekennzeichnet. Die Eingriffe in die Auen während der letzten 200 Jahre haben zu einer starken Veränderung der Vegetation geführt. Die detaillierte Kenntnis der Veränderungen über einen möglichst langen Zeitraum sowie über deren Ursachen ist eine wesentliche Grundlage, um nötige Renaturierungsmaßnahmen und deren mögliche Wirkung beurteilen zu können. Naturschutzorientierte vergleichende Langzeituntersuchungen in Auen sind jedoch selten. Beispielhaft hierfür wurde die Entwicklung der Vegetation eines Abschnittes zwischen Ingolstadt und Neuburg (1.240 ha) zwischen 1969 und 2000 untersucht. Eine hohe Standortvielfalt bedingt das Vorkommen von 56 Pflanzengesellschaften und 536 Gefäßpflanzenarten mit typischen Elementen der Stromtäler (Donauniederung) und der alpinen Flüsse (Zufluss Lech). Insbesondere das Querco-Ulmetum ist im Gebiet mit zahlreichen Subassoziationen und Ausbildungen in noch relativ naturnaher Ausprägung vertreten (ca. 800 ha). Dynamische Prozesse sind im Gebiet jedoch stark defizitär. Im Rahmen einer Beweissicherung für den Staustufenbau wurden zwischen 1969-1971 vegetationskundliche und floristische Daten erhoben. Diese wurden zwischen 1997 und 2000 nachkartiert. Die Veränderungen wurden mit Hilfe eines digitalen GIS in Korrelation zu den Veränderungen der abiotischen Verhältnisse gesetzt, insbesondere zur veränderten Hydromorpho-Dynamik in Folge des Staustufenbaus 1970/71 sowie zu weiteren möglichen Einflußfaktoren. Im Vergleich zu 1969 ist beispielsweise die Vielfalt typischer Zonationen verringert. Die Vielfalt der Ausbildungen und deren Trennung durch Trennarten innerhalb einer Pflanzengesellschaft hat abgenommen. Es kam zum Verlust/Rückgang zahlreicher Vegetationstypen (Pionier-Röhrichte, Phalaridetum arundinaceae, Salicetum albae, Molinio-Pinetum, Mesobrometum u. a.) bzw. zur Zunahme einiger weniger Pflanzengesellschaften (Phragmitetum australis, Pruno-Ligustretum). Die Veränderungen der Gesellschaften der Grobschotterstandorte sind noch stark von den Regulierungsmaßnahmen vor Staustufenbau und dem Verlust der Morphodynamik beeinflußt. Insgesamt sind für die Veränderung der Vegetation zwischen 1969 und 2000 sehr komplexe Ursache-Wirkungsketten und komplexe Faktorengefüge festzusellen. Spezielle Veränderungen des Querco-Ulmetums zwischen 1969 und 2000 waren die starke Abnahme der wechselfeuchten Ausbildung (Querco-Ulmetum phalaridetosum) sowie der wechseltrockenen Ausbildung (Querco-Ulmetum caricetosum albae). Entsprechend nahm das Querco-Ulmetum typicum zu, zusätzlich gefördert durch Sukzession aus Rasen- und Röhrichtgesellschaften sowie Aufforstung. Die Trennarten der unterschiedlichen Ausbildungen des Querco-Ulmetums nahmen ab. Arten älterer Sukzesssionsstadien des Querco-Ulmetums bzw. aueuntypischer Waldgesellschaften nahmen zu. Aufforstung und die starke Förderung von Bergahorn haben einen nachweisbaren Einfluß auf die Reifung und Vereinheitlichung der Ausbildungen. Typische Fluktuationsprozesse treten auch bei großen Hochwasserereignissen wie 1999 kaum mehr auf, jedoch führten diese zu einer Selektion standortfremder und weniger überflutungsresistenter Baumarten-Verjüngung, z. B. zum Absterben von Acer pseudoplatanus (auch Pflanzungen in Flutrinnen) und zur Förderung von Alnus incana-Verjüngung. Die festgestellten Sukzessionsprozesse werden davon jedoch kaum verlangsamt. Hieraus lassen sich konkrete Anforderungen an die forstliche Nutzung sowie an geplante und nötige Renaturierungsmaßnahmen ableiten. Entscheidend für den Erhalt bzw. für eine Entwicklung dieses Natura 2000-Gebietes in einen naturnäheren Zustand ist die Förderung der für diesen Abschnitt der Donau typischen Hydro-Morpho-Dynamik. Das geplante Projekt „Dynamisierung der Donauauen" ist hierzu ein wichtiger Baustein. Für den dauerhaften Schutz der vollen typischen biologischen Vielfalt der Donauauen sind jedoch großräumige Maßnahmen bis hin zur Einbeziehung der Alpenzuflüsse zur Verbesserung der morphologischen Situation nötig.
- Schlagwörter
- Klassifikation263 (Bewässerte Waldungen. Auewald)
182.21 (Sukzession, Gesellschaftsserien (Gesellschaftsfolgen))
182.53 (Beeinflussung der Vegetation als Versuchsmethode)
386 (Wasserstraßen, Flußregulierungen (ingenieurmäßige Gesichtspunkte) [Wildbachverbauung siehe 384.3; Anlagen in Hinblick Trift und Flößerei siehe vorzugsweise 378 und Untertitel; andere Gesichtspunkte siehe 116.7])
176.1 (Dicotyledoneae [Siehe Anhang D])
[430] (Deutschland, 1990-)
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