- Standardsignatur12716
- TitelIst der Biotopverbund eine Biotopautobahn? Ökologische Grundlagen für die Konzeption von Biotopverbundsystemen
- Verfasser
- ErscheinungsortSalzburg
- Verlag
- Erscheinungsjahr2007
- SeitenS. 45
- Illustrationen3 Lit. Ang.
- MaterialArtikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200137732
- Quelle
- AbstractIm deutschsprachigen Raum wurde das Thema „Biotopverbund" etwa in den 1970er Jahren zunächst in die wissenschaftliche Diskussion, später auch in die Naturschutzpraxis einbezogen. Eine wesentliche Ursache dafür war die Beobachtung, dass die „Verinselung" von Lebensräumen teilweise erhebliche negative Auswirkungen auf den Artenbestand hat. Konzeptionelle Überlegungen zum Biotopverbund basieren im Wesentlichen auf zwei ökologischen Grundmodellen: (1) der Inseltheorie von MacArthur & Wilson (1963) und (2) dem Metapopulationskonzept von Levins (1969). Für beide Modelle wesentlich ist die Erkenntnis, dass das Aussterben und die Wiederbesiedlung von (Lokal)populationen in vielen Fällen „normale" ökologische Vorgänge sind, und dass diese Prozesse vor allem durch die Größe der für die betrachtete Art relevanten Habitate und ihre Lage zueinander gesteuert werden. Inzwischen wurde die Biotopqualität als dritter wichtiger Parameter identifiziert (s. z. B. Amler et al. 1999). Biotopverbund ist von daher keine „Biotopautobahn", bei der die Verknüpfung von gleichartigen Lebensräumen im Vordergrund steht, sondern die Sicherung und Etablierung räumlich-funktionaler Beziehungen, die ein langfristiges Überleben von Pflanzen- und Tierarten ermöglicht. Biotopverbund ist i. d. R. sehr komplex und von den jeweils betrachteten Arten abhängig. Deshalb können in der Diskussion verankerte Begriffe wie „Kernlebensraum", „Trittstein" oder „Korridor" bestenfalls Hilfsbegriffe sein, um das Prinzip des Biotopverbunds besser zu visualisieren; die Gefahr ist jedoch groß, dass so die ökologischen Prinzipien des Biotopverbunds missverstanden werden. Bei der Übertragung der ökologischen Konzepte in die Naturschutzpraxis ist eigentlich eine einzelfallweise Betrachtung notwendig. Tatsächlich werden auch in den meisten Projekten und Vorhaben, die offiziell dem Biotopverbund dienen, keine entsprechenden Modelle erarbeitet. Aus diesem Grund werden im Folgenden einige „Pi-mal-Daumen"-Regeln für die Etablierung von Biotopverbundsystemen formuliert: a) Große Flächen sind in der Regel besser als kleine. Die Vergrößerung bestehender Lebensräume hat oftmals eine größere Bedeutung als die Verbesserung der Konnektivität. b) In vielen (aber nicht allen) Fällen gilt: gut „vernetzte" Flächen sind besser als isolierte Flächen. „Vernetzt" bedeutet dabei nicht unbedingt „verbunden": die Matrix zwischen gleichartigen Lebensräumen ist für viele Arten überraschend durchlässig, weshalb Korridore zwischen Biotopen eine weitaus geringere Rolle spielen als vielfach gedacht. c) Eine Verbesserung der Habitatqualität hat über eine Erhöhung der carrying capacity oftmals eine wesentlich größere Bedeutung als andere Maßnahmen zum Biotopverbund. Die beste Schutzstrategie v.a. für isolierte Populationen mit starken natürlichen Schwankungen ist eine Erhöhung der Habitatheterogenität. d) Ob „Single large" besser ist als „several small" hängt im Wesentlichen von den Populationseigenschaften der betrachteten Art ab.
- Schlagwörter
- Klassifikation907.1 (Natur- und Landschaftsschutz)
Hierarchie-Browser