Standardsignatur
Titel
Historische Entwicklung und Chancen für den Gewässerschutz am Beispiel des südlichen Oberrheins
Verfasser
Erscheinungsort
Bonn
Verlag
Erscheinungsjahr
2007
Seiten
S. 279-309
Illustrationen
10 Abb., 1 Tab., 30 Lit. Ang.
Material
Artikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
Datensatznummer
200137513
Quelle
Abstract
Die Wasserqualität des Oberrheins hat sich spätestens nach 1986 erheblich verbessert. Die Rückhaltung vor allem der biologisch abbaubaren Substanzen und der Nährstoffe hat sich in den Kläranlagen deutlich verbessert. Allenfalls das Elsass hat diesbezüglich noch Nachholbedarf, wie sich aus dem Internationalen Bericht der Bestandsaufnahme 2005 für den Oberrhein entnehmen lässt. Durch den Ablauf der Kläranlagen und bei starken Regenfällen über „Mischwasserüberläufe" sind unsere Flüsse noch immer so hygienisch belastet, dass sie seitens der zuständigen Behörden, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, auch weiterhin nicht als Badegewässer ausgewiesen werden. Leider gibt die EG-WRRL hierzu keinerlei Ansatzpunkt. Und auch die kürzlich in Kraft getretene Novellierung der EG-Badegewässerrichtlinie löst dieses Problem nicht. Trotzdem sollte überlegt werden, in welchen Abschnitten des Oberrheins man durch geeignete Reinigungsstufen und Vorkehrungen das Baden im Fluss auch seitens der Behörden wieder zulassen kann. Darüber was geeignete Maßnahmen sein könnten, streitet man noch. So wird beispielsweise an der Isar in Bayern versucht, einige Kläranlagenabläufe mittels UV-Bestrahlung zu entkeimen. In Nordrhein-Westfalen dagegen geht man eher davon aus, dass nur eine Entkeimung mittels Nanofiltration zum Erfolg führt und in Baden-Württemberg hält man das Baden in Flüssen für kein anzustrebendes Ziel. Durch die WRRL ist die Fischfauna zu einem zentralen Kriterium für die zukünftige ökologische Entwicklung der Gewässer geworden. Die Durchgängigkeit am Oberrhein wird nur erreichbar sein, wenn sich die Vorstellungen von der zukünftigen Entwicklung des Rheins zwischen den Naturschützerinnen und Naturschützem und den „Naturnutzenden" annähern und mitgetragen werden. Die konstruktive Partizipation (Beteiligung) aller Betroffenen und der interessierten Kreise an den zukünftigen Veränderungen am Rhein ist daher eine kulturelle Aufgabe und Leistung. Das bedeutet, sie muss von allen Beteiligten erlernt werden und sich als Kultur der Beteiligung entwickeln. Rückschläge sollten von vorneherein einkalkuliert werden und sind kein Beweis für das grundsätzliche Versagen der Beteiligung. Über die wesentlichen Rahmenbedingungen und Nutzungsansprüche am Rhein ist man sich trotz aller Auseinandersetzungen weitgehend einig. Es sind im Wesentlichen der Hochwasserschutz, die Wasserkraftnutzung, die Schifffahrt sowie der Trinkwasserschutz. Am südlichen Oberrhein ist mit der EG-WRRL und dem Programm Rhein 2020 der IKSR das Ziel vorgegeben, die Durchgängigkeit des Stroms wieder herzustellen und damit die Chance zu nutzen, wildstromartige Bereiche für „Lachs & Co." zu reaktivieren (IKSR 2001). Basierend auf dem Rückhalteraum Weil-Breisach könnte der Altrhein zu einem Herzstück innerhalb des von der IKSR geplanten Biotopverbunds vom Bodensee bis Rotterdam werden. Diese Chance für einen lebendigeren Rhein besteht allerdings nur, wenn sich alle Akteure besser als bisher auf einen gemeinsamen Zielzustand des Oberrheins einigen, die bisherigen Planungen der nächsten Jahrzehnte darauf abstimmen und die Durchgängigkeit konsequent und grenzüberschreitend in Angriff nehmen. Hierzu gehören u.a.: Eine höhere Mindestwasserdotierung sowohl im Altrhein südlich Breisach und in den Altrheinarmen nördlich Breisach (Schlingen). Zulassen von Seitenerosion zur Verbesserung des Geschiebehaushaltes. Ein vollständiger, barrierefreier Verbund der Nebengewässer links und rechts des Rheins sowie auf den Rheininseln. Konsequente Wiederherstellung der Durchgängigkeit der vorhandenen Wanderungshindemisse in den Altrheinarmen sowie in den Kanalstrecken nördlich Breisach. Konzept zur Durchgängigkeit in und aus dem Altrhein bei Breisach. Einsatz fischschonender Turbinen. Damit würde - darin sind sich viele Fachleute einig - die Rheinlandschaft für Mensch und Natur an Wert und Attraktivität gewinnen (Abb. 10).