Standardsignatur
Titel
Biotechnische Verfahren zur Bekämpfung der Rosskastanien-Miniermotte Cameraria ohridella (Lep., Gracillariidae)
Verfasser
Erscheinungsort
Stuttgart
Verlag
Erscheinungsjahr
2006
Seiten
S. 264-265
Material
Artikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
Datensatznummer
200135729
Quelle
Abstract
Eine umweltverträgliche Alternative zur Bekämpfung der Kastanienminiermotte für den urbanen Bereich besteht in der Adaption und der Weiterentwicklung von Attract- and Kill-Verfahren, die im Obst- und Weinbau angewendet werden. Mehrere gängige und neue Verfahren sind im Rahmen des Umweltentlastungsprojekts "BerlinCam" getestet worden. Eine erste Versuchsreihe beschäftigte sich mit dem bereits etablierten Einsatz von Pheromonen zur Anlockung der männlichen Falter. Der Kontakt der angelockten Tiere mit einem Insektizid führt zum Absterben und soll in der Folge zur Befallsreduzierung beitragen. Auf gereinigten Flächen mit geringer Ausgangspopulation konnte dieses Verfahren einen signifikanten Befallsunterschied bewirken. Der Bekämpfungserfolg ließ in der zweiten Generation nach. „Lure and Kill" ist eine aus England stammende Weiterentwicklung des klassischen Pheromoneisatzes. Je nach Variante sind bei diesem Verfahren das Pheromon und teilweise auch ein Insektizid als feines, elektrostatisch geladenes Pulver formuliert, das an den angelockten Motten haften bleiben soll. Aus dieser Versuchsreihe zeigte jedoch nur eine Variante, eine Verwirrungsmethode ohne Insektizid (Variante EXOSEX), in der ersten Generation signifikante Wirkung. Andere Varianten erzielten sogar einen Negativeffekt, die Versuchsbäume wiesen mehr Minen als die Kontrollbäume auf. Bei widrigen Witterungsverhältnissen wurde zudem das Pulver aus den Fallen ausgeweht bzw. gewaschen, was aus human- und ökotoxikologischen Gründen kritisch zu bewerten ist. Bei dem Produkt Last Call™ wurden das Pheromon und das Kontaktinsektizid in einer Gel-Formulierung kombiniert. In allen Versuchsreihen, die auf teilweise gereinigten Flächen stattfanden, konnte eine signifikante Reduktion der Mottenpopulationen erzielt werden. Das österreichische Unternehmen Calantis testet seit einigen Jahren bioaktive Lockstoffe (Kairomone) zur Anlockung der Weibchen. Der Lockstoff in Form eines Dispensers wird hierbei mit einer Leimtafel kombiniert. Die Ergebnisse des Versuches zeigten signifikante Befallsunterschiede zwischen behandelten und unbehandelten Bäumen. Aufgrund des nachweisbaren Effekts auf die Miniermottenpopulationen können die Methoden Last Call™ und Calantis als Bekämpfungsmaßnahmen grundsätzlich in Erwägung gezogen werden. Die Wirkung beider Verfahren ist jedoch noch zu gering. Spätestens in der zweiten Generation ist bei oberflächlicher Betrachtung der behandelten Rosskastanien kein Bekämpfungseffekt erkennbar. Es bleibt abzuwarten, ob durch eine Weiterentwicklung der Lockstoffe bzw. der Kill-Komponenten eine ausreichende Wirksamkeit dieser Produkte erzielt werden kann. Die Untersuchungen wurden im Rahmen des Projekts „BerlinCam", gefördert von der Europäischen Union (EFRE-Programm) und von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin (Umweltentlastungsprogramm), durchgeführt. (http://www2.senstadt.verwalt-berlin.de/pflanzenschutz/berlin_cam)