Standardsignatur
Titel
Baumbürtige Stoffe der Wirtspflanzen - eine chemisch-biologische Alternative zur Bekämpfung der Rosskastanien-Miniermotte?
Verfasser
Erscheinungsort
Stuttgart
Verlag
Erscheinungsjahr
2006
Seiten
S. 262-263
Material
Artikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
Datensatznummer
200135728
Quelle
Abstract
Das Wirtspflanzenspektrum der Rosskastanien-Miniermotte (Cameraria ohridella Deschka & Dimic) umfasst neben Acer pseudoplatanus und Acer platanoides nur Baumarten der Gattung Aesculus. Zur Beantwortung der Frage, welche Rolle olfaktorische Signale bei der spezifischen Wirtsbaumfindung spielen, wurden die Duftbouquets der Blätter von fünf Aesculus-Arten (A. hippocastanum, A. pavia, A. flava, A. glabra, A. parviflora) und einer Hybride (A. x carnea) analysiert. Dafür wurden zu unterschiedlichen Jahreszeiten Blätter von den Bäumen abgenommen und sofort in ein 1-1-Headspace-Gefäß gegeben. Die Probenahme aus dem Gasraum erfolgte mittels Festphasenmikroextraktion (SPME). Zur Analyse der emittierten Verbindungen wurden die beladenen SPME-Fasern in ein GC/MS-System überführt. Die Strukturaufklärung erfolgte unter Zuhilfenahme von Referenzspektren aus Datenbanken bzw. durch einen Vergleich der Retentionsindizes von Probensubstanzen und Standards. Folgende Ergebnisse wurden gewonnen: Unter Beachtung konstanter Probenahmebedingungen (Zeitpunkt der Extraktion nach der Blattabnahme vom Baum, Absorptionsdauer, Tageszeit) erhält man sehr gut reproduzierbare Chromatogramme. Die Duftbouquets der Blätter diverser Aesculus-Arten zeigen qualitative und quantitative Unterschiede, die in Korrelation mit den Verwandtschaftsgraden der einzelnen Arten zueinander stehen. Der Duft frischer, unbefallener Blätter aller Aesculus-Arten besteht zu über 96% aus „green leaf volatiles" (GLVs), der Rest sind Terpenoide. Hauptkomponenten sind der Blattalkohol (Z)-3-Hexenol sowie die korrespondierenden Ester (Z)-3-Hexenylacetat und (Z)-3-Hexenylbutanoat. Im Blattduft von A. hippocastanum werden zusätzlich die Terpenoide ß-Bourbonen, ß-Caryophyllen, Germacren D, (E,E)-α-Farnsen und δ-Cadinen mit einer relativen Intensität über 0,1 % delektiert. Unbefallene und minierte Blätter von A. hippocastanum lassen sich anhand verschiedener Terpenoidkonzentrationen unterscheiden. Nach der chemischen Analyse wurde die biologische Aktivität der neu identifizierten Verbindungen im Labor mittels Elektroantennographie (EAG) und im Freiland durch „attract and kill" Versuche bestimmt. Beide Testvarianten ergaben, dass beide Geschlechter der Rosskastanien-Miniermotte die olfaktorischen Signale der Blätter zur Wirtsbaumfindung nutzen. Jedoch ist für einen erfolgversprechenden Massenfang im Freiland die Lockwirkung der baumbürtigen Verbindungen zu gering. Daraufhin wurde im Rahmen eines Vorversuchs im Jahr 2005 in der Stadt Fürth eine Repellent-Formulierung auf die Blätter von A. hippocastanum gesprüht um die chemischen Signale „auszublenden". Die bisherige Auswertung des Tests ergab, dass mit dieser Repellent-Strategie über 50% Befallsreduktion bewirkt werden kann.