Standardsignatur
Titel
Versuchsreihe zur Pheromon-Verwirrungstechnik gestartet : Viel Pheromon und wenig Verwirrung?
Verfasser
Erscheinungsort
Stuttgart
Verlag
Erscheinungsjahr
2006
Seiten
S. 254
Material
Artikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
Datensatznummer
200135701
Quelle
Abstract
In der Pheromonverwirrungstechnik wird eine große Menge Pheromon in das Insekten-Pflanzen-System ausgebracht, so dass ein Großteil der Männchen ihren Geschlechtspartner nicht mehrlokalisieren kann. Das künstliche Pheromon kann entweder selbst die Männchen anlocken oder die Tiere so verwirren, dass kein zielgerichtetes Verhalten mehr möglich ist. Derweil bleiben die Weibchen unbefruchtet und der Befall an den Wirtspflanzen wird reduziert. Für unser Projekt konnte nach kurzer Zeit nicht nur ein geeigneter Pheromonabgabebehälter für das Kastanien-Miniermottenpheromon ermittelt werden, sondern auch eine stabile Abgaberate des äußerst empfindlichen Pheromons über den Zeitraum von mindestens 6 Wochen eingestellt werden. In einem Vorversuch konnten wir eine wirksame Pheromonkonzentration zur Verwirrung der Männchen im Freiland aufgrund von Männchenfängen in Weibchenköderfallen ermitteln. Diese Abgaberate von ca. 0,5 mg Pheromon/Tag wurde nun in einem Versuch mit Kastanienbäumen und ausgesetzten Rosskastanien-Mimermotten eingesetzt, um die Wirksamkeit in Hinsicht auf eine Befallsreduzierung am Kastanienlaub zu ermitteln. Eine Versuchseinheit bestand aus fünf ca. 2 m hohen Kastanienbäumen, welche von einem Gazezelt umschlossen waren. Für die Pheromonbehandlung wurde ein Block bestehend aus 9 Versuchseinheiten in einer Reihe behandelt, insgesamt wurden die Pheromondispenser in 4 m Abständen auf einer Fläche von 160 m2 ausgebracht. Es wurde eine niedrige Mottendichte in 5 Zelten und eine hohe Mottendichte in 4 Zelten eingestellt. Dazu wurde Kastanienlaub mit Rosskastanien-Miniermotten-Puppen in definierter Menge im Zelt ausgebracht, um 100 Motten in der hohen Dichte und 20 Motten in der geringen Dichte pro Versuchseinheit einzustellen. Begleitend dazu dienten jeweils 3 unbehandelte Zelte je Mottendichte als Kontrolle. Zur Auswertung des Versuchs wurden zum Abschluss der Entwicklung der ersten larvalen Generation die Anzahl Blattminen und die prozentuale Blattschädigung pro Baum erfasst. Der Befall des Kastanienlaubs konnte durch diese erste experimentelle Anordnung von Pheromondispensern noch nicht befriedigend kontrolliert werden. Obwohl in der Pheromonbehandlung bei einer niedrigen Mottendichte im Mittel nur halb soviel Minen auf den Bäumen im Vergleich zu der Kontrolle ermittelt wurden, konnte das Ergebnis statistisch nicht signifikant abgesichert werden. Bei der niedrigen Mottendichte wurden im pheromonbehandelten Versuchsblock im Mittel 100 Minen pro Baum und in der Kontrolle 200 Minen pro Baum gezählt. In der hohen Mottendichte zeigte die Pheromonbehandlung keinen Einfluss auf die Anzahl Blattminen. Dort wurden im Mittel zwischen 650 und 750 Minen pro Baum in beiden Varianten gezählt. Eine Erklärung für dieses unerwartete Ergebnis könnte die räumliche Anordnung der Pheromonabgabebehälter sein, an deren Optimierung im folgenden Versuchsjahr gearbeitet werden wird.