Seitdem im Jahre 1998 das neuartige Erlensterben im Biosphärenreservat Spreewald erstmalig nachgewiesen wurde, hat die Krankheit bereits eine weite Verbreitung in der Region gefunden. Im Rahmen eines Forschungsprojektes wird deshalb seit dem Jahr 2001 versucht, Maßnahmen zur Eingrenzung oder Bekämpfung der Epidemie zu entwickeln. Erhebungen zufolge, beträgt der mittlere Anteil der infizierten Bäume im Untersuchungsgebiet gegenwärtig ~ 24%, wobei alters- und gebietsbezogene Unterschiede bestehen. Als häufigster Verursacher der Erkrankung konnte Phytophthora alni nachgewiesen werden. Zusätzlich wurden an ca. 20% der primär durch Phytophthora spp. erkrankten Bäume Pilzfruchtkörper von insgesamt zehn verschiedenen Weißfäuleerregern festgestellt, die zu einer Beschleunigung des Krankheitsprozesses beitragen oder nachhaltige Schäden bewirken. Aufgrund kontinuierlich erfolgter erfolgter Probenahmen lassen sich Aussagen über die jahreszeitliche Aktivität von P. alni ableiten. Danach scheint die Entwicklung des Erregers während der frostreichen Monate Dezember bis März weitestgehend unterbunden zu sein. Winterliches Hochwasser führt deshalb nicht zu einem Fortschreiten der Krankheit. Hohe Infektionsgrade ergeben sich insbesondere nach Überschwemmungen während der Vegetationsperiode in den Beständen und Uferabschnitten mit geringem Flurniveau. Die auf ausreichend hohen Rabatten oder Hügeln gepflanzten Erlen weisen entweder keine oder nur vereinzelt Schädigungen auf. Außerdem über die Überflutungshäufigkeit einen hohen Einfluss auf die Pathogenese auf. Während einmalige oder episodische Infektionen vom Wirt mitunter überwunden werden, führt periodischer oder permanenter Kontakt mit dem infektiösen Wasser meistens zu einem akuten Krankheitsverlauf und zügigen Absterben der Bäume. Die hohen pH-Werte in den Fließgewässern des Spreewaldes liefern günstige Voraussetzungen für die vegetative Fortpflanzung und Verbreitung von P. alni. Ein Laborversuch zeigte, dass die Sporangien in einem pH-Bereich zwischen 6 und 7 optimal produziert wurden. Darüber hinaus wird die Sporangienbildung insbesondere durch wirtsspezifische Exsudate der Früchte, Rinde und Feinwurzeln stimuliert. Untersuchungen zur Krankheitsempfänglichkeit des Saatgutes ergaben, dass P. alni in der Lage ist, keimfähige Früchte an der Wasseroberfläche zu infizieren. Eine Ausbreitung der Krankheit durch das Saatgut ist daher prinzipiell möglich, eine Überdauerung des Erregers in den Früchten außerhalb des Wassers jedoch eingeschränkt. Eine im Jahr 2003 durchgeführte Untersuchung in zehn Baumschulen zeigte, dass fünf dieser Betriebe mit unterschiedlichen Subspezies des Erregers verseucht waren. In Brandenburg wurden daraufhin spezielle Vorbeugungs- und Bekämpfungsmaßnahmen eingeführt.