Standardsignatur
Titel
Der natürliche Kiefernwald als Basis für eine rationelle Kiefernbewirtschaftung in Nordostdeutschland
Verfasser
Erscheinungsort
Berlin
Verlag
Erscheinungsjahr
2006
Seiten
S. 49-61
Illustrationen
10 Abb., zahlr. Lit. Ang.
Material
Artikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
Datensatznummer
200133720
Quelle
Abstract
Naturwaldkenntnisse lassen zur Fortführung einer standorts- und naturraumgerechten Kiefernbewirtschaftung nach natürlichem Vorbild weder eine ökologische noch betriebswirtschaftliche Alternative. Standort und Naturraum entscheiden über die Ausbildung der Waldgesellschaften und damit über die Wahl der Hauptbaumart. Deren ökologische Konstitution bestimmt die Betriebsform. Auf den ärmeren reinen Sandstandorten im niederschlagsarmen nordostdeutschen Klima führt das zur Bewirtschaftung mit der Pionierbaumart Kiefer. Eine wesentliche Eigenart von Naturwäldern ist ihre inhomogene Struktur und differenzierte Mischung. Letztere ist im Kiefernwald auf trockenen, ärmeren Standorten weniger durch die Vergesellschaftung mit Laubholz und eine vertikal geschichtete Bestandesstruktur, als durch die Unregelmäßigkeit der Standräume und Aggregationen in der Horizontalen gegeben. Aus waldbaulicher Sicht ist die ökologische Konstitution der Kiefer im Forst in wesentlichen Faktoren mit derjenigen im Naturwald nur in bestimmten Breiten vergleichbar. Die im „Kiefern-Dauerwald“ geforderten Betriebsformen des Einzelbaum-Plenterwaldes kommen im Naturwald temperiert bis gemäßigt borealen (nemoralen) Klimas nicht dauerhaft vor, sondern im streng borealen nördlichen. In Mitteleuropa ist dieses Plentern mit der Lichtholzart Kiefer Unnatur, wie 250 Jahre vergeblicher Kiefernnaturverjüngungen im Dauerwaldversuch beweisen. Stattdessen will die Kiefer bestandesmäßig erzogen werden. Hier heißt der erste Grundsatz, Homogenisierungen entsprechend der inneren Struktur des Naturvorbildes zu vermeiden. Die Einzelstammwirtschaft im Plenterprinzip ist in den mitteleuropäischen Kiefernbeständen naturfremd. Die Kiefer benötigt Betriebsformen, die ihre Verjüngung über die Kahlfläche nach natürlichem, bestandsmäßigem Vorbild gewährleisten. Deshalb ist der Kahlschlag auf Kiefernstandorten naturgerecht und kann nicht grundsätzlich bodenschädigend sein, weil auf den grundwasserfernen reinen Sandstandorten allein die labilen Oberbodeneigenschaften negativ beeinflussbar sind. Hier bleibt der Kahlschlag ohne betriebswirtschaftliche Alternative. Besonders hinsichtlich eines klimawandelgerechten Waldbaus erwachsen der trockenheitsangepassten Kiefernwirtschaft neue Aufgaben in einer kleinbestandesweisen Wirtschaft.