In der kurzen Übersicht werden zunächst die acht Forschungsbereiche dargestellt, in denen die Vogelwarte Radolfzell schutzrelevante Auerhuhnuntersuchungen betreibt, nämlich Ernährungsbiologie, Satelliten- und terrestrische Telemetrie, Populationsaufbau und Reproduktion, Hormonspiegel, Populationsgenetik, Infraschall-Produktion und - Kommunikation, Haltung, Zucht und Untersuchungen in Volieren sowie Blinddarm-Symbionten. Herausragend wichtige Ergebnisse sind: Auerhüher bevorzugen zwar Nadeln von Moor- und Waldkiefer, können aber wohl grundsätzlich von Nadeln der meisten in unseren Wäldern vorkommenden Koniferen leben. In Volieren gehaltene Auerhüher sind - auch bei naturnaher Aufzucht und Haltung - nicht in der Lage, bei ausschließlicher Koniferennadel-Nahrung ihr Körpergewicht zu halten und gehen ohne Zufütterung von Körnerfutter ein. Ursachen dafür sind ein unzureichender Nahrungsausnützungskoeffizient, der auf zu kleinen Blinddärmen und dem Mangel an geeigneten Symbionten sowie dem Auftreten pathogener Mikroben im Blinddarm beruht. Diese ernährungsphysiologie Unzulänglichkeit dürfte dafür verantwortlich sein, dass bisher alle Ausbürgerungsversuche von (bis zu 10.000) Auerhühnern fehlgeschlagen sind. In der Schwarzwaldpopulation wurde durch Fang von Auerhühnern lediglich ein Anteil von 29% selbständigen Jungvögeln ermittelt - normalerweise liegt er bei 70%. Damit gilt auch für diese Population: Die Reproduktionsrate ist unzureichend. Die umfangreichen genetischen Studien wiesen im Schwarzwald (nur) noch zwei Quellpopulation (mit wohl teilweise ausreichender Reproduktion) aus, nämlich im Raum Freudenstadt und im Feldberggebiet. Infraschall wird nicht im Gesang der Auerhühner, wohl aber in den Flattersprüngen produziert. Er ist jedoch nur als Beiprodukt der starken Flügelschläge aufzufassen und dient nach den Ergebnissen von Vorspielversuchen ganz offenbar nicht der Kommunikaton von Auerhühnern. Damit scheiden auch Interferenzen mit Infraschall von Windkraftanlagen als Störursachen aus. Volierenstudien an Küken zeigen, dass die Jungvögel in den ersten Wochen extrem wärmebedürftig und nässeempfindlich sind. Demnach brauch sie in der freien Natur zum Überleben viel lichten Bewuchs mit offenen Stellen, die nach Niederschläge durch Sonneneinstrahlung rasch wieder trocknen und sich schnell wieder erwärmen. Nach Meinung unserer Auerhuhn-Arbeitsgruppe in der Vogelwarte Radolfzell kann die Auerhuhnpopulation im Schwarzwald trotz deutlicher lokaler und zeitlicher Rückgangserscheinungen zumindest für weitere Jahrzehnte erhalten und vielleicht auch stabilisiert werden, wenn folgende 7 Maßnahmen zügig durchgeführt werden: 1) Reproduktionsmonitoring zur Erfassung der ausreichend und unzureichend produktiven Regionen im Hinblick auf Habitatverbesserungen mit laufender Effizienzkontrolle. 2) Schaffung von ausreichend Bruthabitaten durch umgehende Habitatpflegemaßnahmen. 3) Einrichtung einer einschlägigen Stiftung zur Beschaffung ausreichender Mittel für Schutzmaßnahmen auf breiter Basis. 4) Einrichtung einer Schauvoliere zur Motivierung der Bevölkerung für den aufwändigen Auerhuhnschutz. 5) Durchführung eines Großversuchs zur Wiederbesiedlung verwaister ehemaliger Auerhuhnverbreitungsgebiete. 6) Züchtung vollwertiger lebensfähiger Auerhühner mit entsprechender Symbionten-Mikroflora. 7) Nach derartig erfolgreicher Zucht Stützmaßnahmen durch Wiederansiedlung in geeigneten, vollständig verwaisten Gebieten nach Habitatverbesserung.