Standardsignatur
Titel
Gezielte Wildbretvermarktung als Beitrag zur Wildschadensvermeidung?
Verfasser
Erscheinungsort
Irdning
Verlag
Erscheinungsjahr
2000
Seiten
S. 3-8
Illustrationen
40 Lit. Ang.
Material
Artikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
Datensatznummer
200130762
Quelle
Abstract
Da der Wildbretpreis erfahrungsgemäß das Abschußverhalten der österreichischen Jäger erheblich beeinflußt, bestünde die Möglichkeit, diesen Mechanismus marktwirtschaftlich auch zugunsten der Wildschadensvermeidung besser zu nutzen. Von den grundsätzlichen Möglichkeiten des Erlegers, seinen Wildbreterlös zu steigern, läßt sich vor allem in zwei Punkten eine positive Auswirkung auf die Wildschadens-Situation erwarten: von der Erhöhung der Stückzahl erlegten Wildes sowie von der Wahl erlössteigernder Abschußzeiträume im Jahresverlauf. Die jagdwirtschaftlich interessanteste und praktisch sehr leicht realisierbare Möglichkeit, sowohl die Wildschäden zu verringern als auch den Wildbreterlös zu steigern, wäre eine frühzeitige Abschußerfüllung (vor allem bei schwächeren Stücken und Nachwuchsstücken). Dadurch läßt sich der Wildbreterlös steigern, weil bei frühzeitigem Abschuß (der im Regelfall einen Beitrag zur Verringerung der Verbißbelastung darstellt) und bei Entnahme der schwächsten Stücke insgesamt mehr Strecke gemacht werden kann (und damit mehr Kilogramm Wildbret), ohne den verbleibenden Schalenwildbestand zu verringern. Gleichzeitig bedeutet frühe Abschußerfüllung einen wertvollen Beitrag zur Senkung hohen Jagddruckes im Spätherbst und Winter. Diese Vorgangsweise entspricht aber erfahrungsgemäß nicht den jagdlichen Gewohnheiten zahlreicher Schalenwildjäger, die lieber erst spät im Jahr auf Jungwild jagen und die zum Teil auch an der Qualität von früh erlegtem Jungwild und Frühjahrswildbret zweifeln. Da bisher kein ausreichendes Datenmaterial über die Qualität und Zusammensetzung des Wildbrets im Jahresverlauf sowie in Abhängigkeit von Stärke und Alter des Wildes vorliegt (mit Ausnahme von Gehegewild sowie von bakteriologischen Untersuchungen), mangelt es an fachlichen Entscheidungsgrundlagen für alternative Bejagungstraditionen sowie für eine möglicherweise gerechtfertigte andere Preisdifferenzierung. Auch über geschmackliche Unterschiede im Jahresverlauf liegen keine gesicherten Daten vor (sensorische Beurteilung durch standardisierte Verkostung). Diese Fragen sollten umgehend wissenschaftlich aufgearbeitet werden, um hohen Qualitätsansprüchen künftig besser entsprechen zu können und eine faire Preisgestaltung zu ermöglichen. Dadurch ließe sich das Vertrauen zwischen Jägern, Wildbrethandel und Wildbretkonsumenten festigen und anhand von Sachargumenten könnten auch die teilweise wenig qualitätsbezogenen Kaufgewohnheiten der Wildbretkonsumenten gezielter beeinflusst werden. Denn der hohe Wert von völlig medikamentenfreiem Fleisch aus freier Wildbahn wird bisher leider nicht in vollem Ausmaß vom Konsumenten wahrgenommen.