- Standardsignatur2930
- TitelBeitrag zur Kenntnis der Molkenböden
- Verfasser
- ErscheinungsortBerlin
- Verlag
- Erscheinungsjahr1930
- SeitenS. 27-52
- Illustrationen36 Abb.
- MaterialArtikel aus einem BuchUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200130705
- Quelle
- AbstractÜber die geologische Herkunft der Molkenböden ergeben die Untersuchungen kein sicheres Bild. Für die Grupe'sche Theorie der Entstehung der Molkenböden aus Buntsandstein spricht das Vorkommen der Molkenböden des Sollings und des Reinhardswaldes auf Buntsandsteinunterlage und die Beimengung von Buntsandsteinbrocken in allen Horizonten der Molkenböden. Dagegen spricht neben der oben erwähnten Ungleichartigkeit dieser Beimengungen besonders die Tatsache, dass die beigemengten Sandsteine meist bis zu 90% und darüber aus groben Quarzkörnern bestehen, während der Boden gerade dies schwer verwitterbare Material nur in sehr geringer Menge enthält. Für die Annahme von v. Lindstow, dass Löß den Ausgangsstoff der Molkenbodenbildung darstelle, spricht außer den von diesem Autor angegebenen Gründen vor allem die auffallende mechanische Gleichartigkeit der Molkenböden. Wenn in dem Vorkommen von Steinen in allen Molkenbodenhorizonten ein Widerspruch gegen die Lößtheorie zu bestehen scheint, so ist dieser Widerspruch teils schon mit dem von v. Linstow erwähnten "Auffrieren" zu erklären, vor allem aber wohl damit, dass der Löß ja in bereits vorhandenes Buntsandsteingeröll eingeweht worden sein kann. Wenn sich in tieferen Horizonten der Molkenbodenprofile stark angewitterte Buntsandsteinstücke finden (s. Abb. 35), so spricht das ebenfalls dafür, dass diese Stücke schon einmal vor der Bedeckung mit Boden an der Oberfläche dem Angriff der Atmosphärilien ausgesetzt worden sind. Die Süchting'sche Hypothese, nach der die Molkenböden Schlämmprodukte tertiärer Sand sein sollen, ist bereits früher von v. Linstow so überzeugend zurückgewiesen worden, dass sich ein Eingehen darauf erübrigt. Es scheint uns als das Wahrscheinlichste, dass die Molkenböden, wenigstens des Sollings und des Reinhardswaldes, ein entarteter Löß sind, der stellenweise, besonders in einigen grobsandreichen Profilen, mit Buntsandsteinverwitterungsprodukten vermengt ist. Das letzte Wort in dieser Angelegenheit muss natürlich dem Geologen vorbehalten bleiben. Für die Molkenbodenfrage in bodenkundlicher Hinsicht dürfte aber die geologische Herkunft von ganz untergeordneter Bedeutung sein. Dass zunächst bei der Entstehung der Molkenböden der im humiden Klima selbstverständliche Podsolierungsprozess begonnen hat, zeigen unsere chemischen Analysen deutlich. Das bereits besonders erwähnte Profil aus Distr. 132 der Oberförsterei Fulda-Nord ist ein ausgesprochenes Podsolprofil. Ebenso zeigen die oberen Horizonte der Profile II und IV aus dem Solling eine sehr weitgehende Auswaschung. Bei der Neigung der Molkenböden zur Dichtschlämmung, wie sie unsere Versuche über die Wasserdurchlässigkeit zeigen, und bei der im Untergrunde erfolgten Anreicherung feinster Bodenteilchen (s. die mechanischen Analysen) hörte dieser Bodenbildungsprozess unter dem Einfluss des sich ändernden Wasserhaushaltes aber bald auf. Die Böden wurden wasserundurchlässig, vernässten, und es entwickelte sich unter dem Einfluss des stagnierenden sauren Wassers das jetztige Bodenprofil. Es ist im wesentlichen gekennzeichnet durch die Reduktion der immer noch in erheblicher Menge im Boden enthaltenen Eisenverbindungen zu zweiwertigem Eisen. Damit ging die ursprünglich braune Farbe des Bodens in die bleichen Farbtöne des Molkenbodens über. Lässt man Molkenboden längere Zeit in feuchtem Zustand an der Luft liegen, so erhält er durch Oxidation seine ursprüngliche braune Farbe zurück (vgl. Abb. 36), beim Glühen wird er durch den Übergang des zweiwertigen Eisens in Ferrioxyd rot. Die im Untergrund häufig auftretenden braungefleckten oder gestreiften Horizonte sind nicht, oder nur in sehr geringem Maße, B-Horizonte. Die Flecken und Streifen sind vielmehr Oxydationszonen, die von Wurzelkanälen ausgehen. Es ist sehr interessant zu beobachten, wie in vielen Fällen jeder feinste Wurzelkanal in dem weißgrauen Molkenboden von einer zuweilen nur ein Millimeter oder weniger dicken braunen Oxidationshülle umgeben ist. Grundsätzlich ist also zu sagen, dass der Molkenboden an keine bestimmte geologische Formation gebunden ist, sondern dass unter geeigneten klimatischen und sonstigen Bedingungen jeder zur Dichtschlämmung neigende Boden zum Molkenboden werden kann. Keinesfalls jedoch darf die Molkenbodenbildung der, nur im wasserdurchlässigen Boden vor sich gehenden, Bleicherdebildung gleichgesetzt werden; denn der Podsolierungsvorgang muss zum Stillstand kommen, wenn die dabei entstehenden löslich bzw. beweglich gewordenen Bodenbestandteile nicht mehr vom Orte ihrer Entstehung weggeführt werden, wie dies im versumpften Gebiet der Fall sein muss. Aus demselben Grunde ist auch unter diesen Umständen die Entstehung einer illuvialen Anreicherungszone im Untergrund ausgeschlossen, ebensowenig ist die vielfach auf Molkenböden einsetzende Vermoorung bzw. starke Anhäufung von Auflagetorf unter Wald als Ursache der Bodenausbleichung, sondern als Folge des unterlagernden, untätigen, kalten und versumpften Bodens anzusehen. Die Molkenböden gehören somit zu den Grundwasserböden. Diese Feststellung ist für die Beurteilung des Kulturwertes dieser Bodenart aussschlaggebend. Die Molkenböden sind demnach als potentiell fruchtbare Böden zu bezeichnen, d.h. sie sind in ihrem natürlichen Zustand zwar für Kulturgewächse ungeeignet, sie erlangen aber unter normalen Verhältnissen - im Gegensatz zu den echten Bleicherden - die Fähigkeit zurück, durchaus befriedigende Erträgnisse zu liefern. Was für den vorliegenden Fall bedeutet, dass auch anspruchsvolle Gewächse ein normales Gedeihen finden werden, wenn der Versumpfungszustand des Bodens durch eine sachgemäße Drainage beseitigt und die Versäuerung durch Kalkung behoben wird. Das beweist allein schon die in der Praxis mehrfach beobachtete Erfahrung, dass nach erfolgter Wasserregulierung, Bearbeitung und Düngung der Molkenboden sehr bald sein bleiches Aussehen verliert und die gelbbraune Farbe eines normalen Lehmbodens annimmt, was bei einer echten Bleicherde auf natürliche Weise niemals erreichbar wäre.
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