- Standardsignatur15101
- TitelAnalyse der Gefährdungsursachen von planungsrelevanten Tiergruppen in Deutschland zur Ergänzung der bestehenden Roten Listen gefährdeter Tiere
- Verfasser
- ErscheinungsortBonn
- Verlag
- Erscheinungsjahr2005
- SeitenS. 19-605
- Illustrationen109 Abb., 135 Tab., zahlr. Lit. Ang.
- MaterialArtikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200130042
- Quelle
- AbstractUm steuernde Maßnahmen gegen den zunehmenden Rückgang von Tierarten ergreifen zu können und um so das stetige Wachsen der Roten Liste gefährdeter Tiere zu stoppen und umzukehren, müssen die wesentlichen Gefährdungsursachen und Ursachen-Komplexe der Tierwelt in Deutschland bekannt sein. Auf der Grundlage einer bundesweiten Expertenumfrage sowie anhand von intensiven Literaturrecherchen wurden in diesem F+E-Projekt die Gefährdungsursachen(komplexe) für insgesamt 601 Arten der Roten Liste aus folgenden planungsrelevanten Tiergruppen recherchiert und analysiert: Säugetiere, Brutvögel, Reptilien, Amphibien, Laufkäfer, Wasserkäfer (i.w.S.) Tagfalter und Dickkopffalter, Heuschrecken und Groß-Branchiopoden sowie Libellen (aufgrund der Daten aus einer vorangegangenen Pilotstudie). Als Grundlage für die Recherchen wurde ein mit weiteren Verzeichnissen harmonisierter Katalog der Gefährdungsursachen der Tiere Deutschlands erarbeitet, der insgesamt 228 Einzelgefährdungsursachen, gegliedert nach 18 Gefährdungsursachen-Komplexen umfasst. Zusammen mit einem Fragebogen wurde der Katalog an Experten für die einzelnen Arten(gruppen) im gesamten Bundesgebiet verschickt. In dieser Umfrage, an der insgesamt 333 Experten aus allen Bundesländern beteiligt waren, wurden für jede Art die beobachteten Gefährdungsursachen abgefragt, wobei diese möglichst durch konkrete Fallbeispiele belegt und mit Angaben zum Zeitraum (vor bzw. seit 1990) versehen werden sollten. Zusätzlich wurden für alle Tiergruppen ergänzende Literaturrecherchen zu beobachteten Gefährdungsursachen durchgeführt. Zusammen mit den Ergebnissen der Umfrage wurden alle Daten in einer zu diesem Zweck erstellten Datenbank verwaltet. In die anschließende Auswertung gingen 3.178 Bögen mit insg. 38.871 Gefährdungsursachen-Nennungen aus Umfrage und Literaturauswertung ein. Zu insgesamt 80% der bearbeiteten 601 Arten lagen auch ein oder mehrere konkrete Fallbeispiele vor. In der tiergruppenspezifischen Auswertung erfolgten eine Analyse der (Haupt-)Gefährdungsursachen-Komplexe und der Gefährdungsursachen sowie ein Vergleich zwischen Arten aus verschiedenen Lebensraumtypen und anhand artspezifischer Eigenschaften. Für jede Art wurden Gefährdungsprofile mit den wichtigsten Einzelursachen zusammengestellt. Für die 56 bearbeiteten Säugetierarten, waren - differenziert nach Arten und Lebensräumen - insbesondere Gefährdungsursachen aus den Ursachen-Komplexen Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Verkehr/Energie, Bauliche Maßnahmen/Rohstoffgewinnung, Wasserbau/Schifffahrt und Sport/Freizeit von Bedeutung. Unter den Einzelursachen bergen Gebäudesanierung (Fledermäuse), Verkehrsopfer (übrige Säuger) und die Zerschneidung von Biotopen und Landschaften das höchste Gefährdungspotenzial. Während die Bedeutung der klassischen Gefährdungsursachen für Säuger wie Jagd und direkte Verfolgung abgenommen hat, wurden im Zeitraum seit 1990 zunehmend Ursachen aus den Komplexen Verkehr/Energie, Infrastrukturelle Maßnahmen/Raumplanung und Sport/Freizeit als bedeutende Gefährdungsursachen für Säugetiere genannt. Die Einzelgefährdungsursachen differenzierten sich entsprechend der Hauptlebensräume sowie spezifischer Gruppen (Fledermäuse, Raubsäuger, geschützte und/oder dem Jagdrecht unterliegende Arten). Bei den 120 Brutvogelarten bildete sowohl hinsichtlich der Nennungen als auch der Anzahl an betroffenen Arten der Komplex Landwirtschaft den mit Abstand wichtigsten Faktor. Ursachen aus den Komplexen Wasserbau/Schifffahrt (Wasservögel), Sport/Freizeit (Störungen), Forstwirtschaft (Waldarten) sowie in geringerem Maße Bauliche Maßnahmen/Rohstoffgewinnung wurden ebenfalls als bedeutend für die Gefährdung vieler Vogelarten gesehen. Eine höhere relative Bedeutung im Zeitraum seit 1990 wurde besondern Ursachen aus den Komplexen Sport/Freizeit, (fehlende oder verfehlte) Naturschutzmaßnahmen und Nutzung von Truppenübungsplätzen beigemessen, dagegen wurden die Komplexe direkte Entnahme/Verfolgung, Jagd und Fischerei sowie Wasserbau/Schifffahrt weniger häufig genannt. Von den 12 in Deutschland gefährdeten Reptilien konnten für 11 Arten insgesamt 161 Gefährdungsursachen aus allen Komplexen im Rahmen der Recherche ermittelt werden. In dieser Gruppe erwiesen sich Gefährdungsursachen aus dem Komplex Landwirtschaft als am wichtigsten (besonders Beseitigung wichtiger Strukturen), gefolgt von den Komplexen Forstwirtschaft (Aufforstung) und Verkehr/Energie (Vekehrsopfer, Landschaftszerschneidung) sowie direkte Entnahme (Verfolgung und Tötung) und Infrastruktur/Raumplanung (Fragmentierung und Isolation). Dabei stieg die Bedeutung der Gefährdung durch Landschaftszerschneidung und ihrer direkten und indirekten Folgen, Sport- und Freizeitaktivitäten sowie verfehlte oder fehlende Schutzmaßnahmen (Sukzession) im Zeitraum seit 1990 deutlich an, wohingegen die Strukturverarmung in Land- und Forstwirtschaft sowie die direkte Verfolgung als Gefährdung von Reptilien-Arten häufiger im Zeitraum vor 1990 genannt wurden.
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