Standardsignatur
Titel
Globaler Umweltwandel - Zeit für Paradigmenwechsel in Forstwirtschaft und Naturschutz
Verfasser
Erscheinungsort
Eberswalde
Verlag
Erscheinungsjahr
2005
Seiten
S. 125-136
Illustrationen
33 Lit. Ang.
Material
Artikel aus einem BuchUnselbständiges Werk
Datensatznummer
200129533
Quelle
Abstract
Der anthropogene globale Umweltwandel verändert in kürzester Zeit die meisten biologischen Systeme der Erde. Allein der für die nächste Zukunft projizierte Klimawandel und seine Folgen bedeuten für langfristig arbeitende Disziplinen wie Naturschutz und Forstwirtschaft, dass ihre Leitbilder nicht mehr von statischen Zuständen abgeleitet werden können. Paradigmen wie die Orientierung an einer potenziellen natürlichen Vegetation verlieren damit endgültig ihre Berechtigung. Die Definition dessen, was eigentlich standortgerecht ist, wird immer schwieriger. Aufgrund der erwarteten komplexen systemischen Veränderungen in den Ökosystemne vor allem auf der Ebene von Struktur, Zusammensetzung und auch der biotischen Interaktionen ist es unmöglich, mittelfristige Vorhersagen über das Verhalten von einzelnen Systemkomponenten zu formulieren. Damit stoßen Managementansätze, welche an bestimmten Orten auf die Erhaltung einzelner Arten und Lebensgemeinschaften abzielen, an ernstzunehmende Grenzen. Ein wichtiger Paradigmenwechsel bezieht sich darauf, überhaupt die Vorstellung zuzulassen, dass sich die vertrauten Biozönosen in naher Zukunft in völlig neuartige umwandeln können. Während in Deutschland bzw. Europa die Forstwirtschaft beginnt, die Konsequenzen des Klimawandels intensiv zu diskutieren, ist im Naturschutz das Paradigma der statischen Erhaltung von Zuständen v.a. in Form der Repräsentation von Arten und Lebensgemeinschaften in Schutzgebieten nach wie vor sehr stark. Der globale Umweltwandel bedeutet die gemeinsame Herausforderung für Naturschutz und Forstwirtschaft, die langfristige Erreichung einer Kontinuität von funktionalen Wäldern zu priorisieren. Im Rahmen eines empfehlenswerten adaptiven Managements ist dabei nicht nur bezüglich der Erhaltung von spezifischen Biozönosen, der Baumartenwahl und der Verwendung unterschiedlichster Provenienzen eine neue konzeptionelle Offenheit anzuraten. Im Falle des europäischen Naturschutzes müssen die wissenschaftlichen Grundlage und die Umsetzung des Schutzgebietssystems Natura 2000 kritisich überdacht werden. Eine bestmögliche Landschaftskonnektivität ist dabei wesentlich bedeutsamer als der Schutz einzelner Arten in (Mikro-)Schutzgebieten.