- Standardsignatur6322
- TitelDie herausragende Stellung des Tagliamento (Friaul, Italien) im Europäischen Schutzgebietssystem NATURA 2000
- Verfasser
- ErscheinungsortMünchen
- Verlag
- Erscheinungsjahr2005
- SeitenS. 19-35
- Illustrationen5 Abb., 28 Lit. Ang.
- MaterialArtikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200127178
- Quelle
- AbstractDie Sonderstellung des Tagliamento als Referenzökosystem für alpine Flusslandschaften in Europa wurde bereits in den 90er Jahren herausgestellt und darum die Aufnahme in das globale Netz der UNESCO Biosphärenreservate vorgeschlagen (vgl. Jahrbuch u. Tagliamento-Sonderdrucke des Vereins zum Schutz der Bergwelt 1995). Dieser Vorschlag wartet bis heute auf seine Umsetzung. Im Gegensatz dazu gibt es Bestrebungen der Region Friuli Venezia Giulia den Tagliamento aus so genannten "Hochwasserschutzgründen" auszubauen und im rezenten Auenbereich bei Spilimbergo ca. 8,5 qkm große Hochwasserretentionsbecken als harte technische Bauwerke anzulegen (vgl. Tockner et al. 2005 in diesem Jahrbuch). Diese Planung widerspricht nicht nur jeder modernen Hochwasserschutzplanung, sondern ist auch unter der aktuellen europäischen Umweltpolitik, nämlich dem Aufbau eines Europäischen Schutzgebietssystem NATURA 2000 und der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie unverständlich. Zur Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie wird der Tagliamento nämlich "als das Modellökosystem in Europa" angesehen, an dem natürliche Prozesse und Funktionsabläufe in Auenökosystemen studiert werden können. Für eine erfolgreiche Renaturierung von Fliessgewässern und deren Auenlebensräumen sind die Kenntnisse über die ökologischen Zusammenhänge im Auenökosystem von elementarer Bedeutung. Und gerade hier ist bislang der wissenschaftliche Kenntnisstand noch sehr begrenzt, wie Forschungen am Tagliamento gezeigt haben (vgl. Lippert et al. im Jahrbuch 1995, Tockner et al. 2005 in diesem Jahrbuch). Wenn man das letzte Modellauenökosystem mit der Argumentation der Hochwasserfreilegung zerstören will, wird aber auch deutlich, dass sogar scheinbar einfache Funktionsabläufe in natürlichen Auen - nämlich die Bedeutung der Auen als beste Retentionsräume - vielerorts noch nicht verstanden wurden. In diesem Beitrag soll auf die erste Säule der europäischen Umweltpolitik - dem Aufbau eines Europäischen Schutzgebietssystem NATURA 2000 - näher eingegangen werden. Ziel ist es darzustellen, welche Bedeutung der Tagliamento für die Sicherung des biologischen Erbes alpiner Wildflusslandschaften in Europa hat. Dazu wird der Tagliamento auf die vorkommenden "natürlichen Lebensräume von gemeinschaftlichen Interesse", die so genannten FFH-Lebensräume, hin überprüft und deren Ausbildung und Kohärenz dargestellt. Schon auf dem Satellitenbild lässt sich erahnen, dass der Fluss im gesamten Alpenbogen für die von Kiesbänken geprägten alpinen Flusslandschaften eine herausragende Stellung einnimt (vgl. Abb. 1). In den gesamten Alpen finden sich nirgends mehr so große und kohärente (zusammenhängende) FFH-Lebensräume von alpinen Flüssen wie am Tagliamento. Mit einer Gesamtfläche von 150 qkm verbinden sie die alpine und kontinentale biogeographische Region (Regionen nach der FFH Richtlinie). Nach der Zielsetzung des Europäischen Schutzgebietssystems NATURA 2000 - dem Biotopverbund der FFH-Lebensräume - hat der Tagliamento darum eine einmalige Sonderstellung in Europa.
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