- Standardsignatur15296
- TitelProduktivitätsdenken und Ökologiebewusstsein in der österreichischen Forstwirtschaft 1855-2005 : Kontinuitäten und Brüche
- Verfasser
- ErscheinungsortLinz
- Verlag
- Erscheinungsjahr2005
- SeitenS. 9-73
- Illustrationenzahlr. Lit. Ang.
- MaterialArtikel aus einem BuchUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200126608
- Quelle
- AbstractDie Gründung des Forstvereins für Oberösterreich und Salzburg, der zunächst nur für das Kronland ob der Enns eingerichtet wurde, fiel in mehrfacher Hinsicht in eine bewegte Zeit. Die Revolution von 1848 brachte Parlamentarismus und Verfassung, Bürgerrechte und Vereinsfreiheit. Die so genannte Bauernbefreiung beende den Feudalismus und damit das mittelalterliche Abhängigkeitsverhältnis von Grundherren und Untertanen. Das Besitz- und Bildungsbürgertum der Gründerzeit etablierte sich - neben Adel, Bürokratie und Militär - zunehmend als gestaltende und einflussreiche Kraft innerhalb der Gesellschaft. Technische Innovationen revolutionierten Industrie, Verkehr, Handel und Kommunikation. Auch Wald und Holz waren um die Mitte des 19. Jahrhunderts in ihrer Bedeutung für Österreichs Bevölkerung und Wirtschaft einem Wandel unterworfen. Dessen Auswirkungen sollten bis weit in das 20. Jahrhundert hinein wirksam sein, in mancherlei Hinsicht sogar bis in die Gegenwart. Der Wald war nicht länger das wirtschaftliche Anhängsel von Montan- und Salinenwirtschaft oder einer wenig entwickelten Landwirtschaft, das Holz war - neben der Wasserkraft - nicht mehr die einzig verfügbare Energiequelle für (vor-) industrielle Produktionsprozesse und, neben Stein bzw. Kalk, nicht mehr der unumstrittene Universalbaustoff. Die Substitution von Holz durch mineralische Kohle und Stahl beendete die Furcht vor Holznot, die über Jahrhunderte hindurch immer wieder die Aufrechterhaltung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebensformen zu bedrohen schien und zu frühen, meist hoheitlichen Einschränkungen und Regulierungen im Umgang mit Wald und Holz führte. Aus der einstigen Mangelware wurde binnen kurzer Zeit ein in ausreichendem Ausmaß vorhandenes Produkt des Waldes, das es mit wirtschaftlichem Vorteil zu verwerten galt. Die neuen Eisenbahnen sorgten für die Verbindung von Holzüberschussgebieten und mit aufnahmenfähigen Absatzmärkten. In einem ähnlichen Ausmaß, wie Brenn-, Kohl- und Sudholz an wirtschaftlicher Bedeutung verloren, stieg die Möglichkeit, auf der vorhandenen Waldfläche anstelle der bisher nachgefragten und nun im Wert gesunkenen Sortimente das moderne, absatzfähige und damit wirtschaftlich wertvollere Rundholz zu produzieren. Nicht mehr einem möglichst hohen Massenanfall an Holz für die zahlreichen Salinen, Sudhäuser, Erzabbaustätten und Hammerwerke galt die Aufmerksamkeit der Forstleute, sondern der Erziehung sowohl massen- als auch ertragreicher Bestände im Wege einer geregelten Forstwirtschaft unter Anwendung zeitgemäßer, rationeller und von der ebenfalls jungen Forstwirtschaft entwickelter Waldbau-, Pflege- und Nutzungsmethoden. Die Frage, wie ertragreiche Waldbestände aufgebaut sein müssten und welche Baumarten und Bewirtschaftungskonzepte den Zeiterfordernissen einer maximalen Verzinsung des im Waldboden und in den Holzvorräten gebundenen Kapitals am ehesten entsprechen würden, waren sowohl typisch für die Epoche des politischen und wirtschaftlichen Liberalismus, als auch prägend für die weitere Entwicklung des heimischen Forstwesens. Boden- und Bestandesreinertragslehre, finanzielle Umtriebszeit und Normal- bzw. Idealwaldmodell haben ihren ideengeschichtlichen Ursprung in dieser Zeit, ebenso die frühen Konzepte einer - später so bezeichneten - naturnahen oder standortgemäßen Waldbewirtschaftung.
- Schlagwörter
- Klassifikation946.1--090.2 (Vereinigungen, Gesellschaften. Geschichte)
902 (Geschichte der Wälder und des Forstwesens [Unterteilung durch Querverweise zu den geographischen und sachlichen verwende 902:972 oder 972.1/.9 für bestimmte Organisationen])
[436] (Österreich)
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