Naturvermögen und öffentliche Güter der Forstwirtschaft im Wirtschaftskreislauf

Frankfurt am Main

2000

S. 337-379

2 Abb., 50 Lit. Ang.

Artikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk

200126518

Zum makroökonomischen Geschehen einer Volkswirtschaft zählen neben ökonomischen Transaktionen mit marktgängigen Waren und Dienstleistungen auch intersektorale Beziehungen, die durch Marktversagen gekennzeichnet sind. Die Ausführungen in diesem Abschnitt haben gezeigt, dass es für Fragestellungen innerhalb des Volkswirtschaftlichen Rechnungswesens sinnvoll erscheinen kann, solche Beziehungen zwischen verschiedenen Wirtschaftsbereichen über eine weit gefasste Interpretation des Begriffs der öffentlichen Güter zu analysieren. Dieser Ansatz erlaubt theoretisch die monetäre Abbildung der durch Marktversagen gekennzeichneten Beziehungen in einem erweiterten umweltökonomischen Berichtssystem durch die Erfassung kalkulatorischer monetärer Gegenströme zu den physischen Strömen öffentlicher Güter. Somit erfolgt auch in diesem Bereich die Dokumentation entsprechend der Theorie der Kreislaufanalyse. Die Abbildung sämtlicher nicht marktlicher Beziehungen und ihrer Konsequenzen erscheint aus theoretischen und praktischen Aspekten unmöglich. Insbesondere das in der Kreislaufanalyse geforderte Axiom der Gleichheit hinein- und herausfließender monetärer Ströme eines Sektors ist bei einer Berücksichtigung kalkulatorischer Gegenströme aufgrund öffentlicher Güter nicht mehr erfüllt. Bei erweiterten Berichtssystemen empfiehlt sich aus dieser Tatsache heraus ein Separationsansatz. Dieser erlaubt bei der Dokumentation mehr Freiheiten als ein Integrationsansatz. In Satellitensystemen lassen sich Transaktionen mit natürlichen Ressourcen und Umweltgütern zwischen Wirtschaftsbereichen dokumentieren, ohne dabei das herkömmliche System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen in seiner Konsistenz zu stören. Der Sektor Forstwirtschaft ist ein Wirtschaftsbereich, der über die Inanspruchnahme und Bereitstellung zahlreicher öffentlicher Güter im weiteren Sinne mit anderen institutionellen Einheiten verknüpft ist. Er eignet sich daher gut für eine Analyse im Bereich erweiterter Volkswirtschaftlicher Berichtssysteme. Um Angaben über die Bedeutung der von der Forstwirtschaft bereitgestellten öffentlichen Güter für andere Wirtschaftseinheiten machen zu können, bedarf es eines Mengengerüstes, welches Aussagen über die in Anspruch genommenen Mengen und die monetären Wertschätzungen hierfür liefert. Eine für die Bundesrepublik Deutschland vorliegende raumplanerische Datenbasis mit Auskünften zu einzelnen Schutz- und Erholungsfunktionen des Waldes ist die Waldfunktionenkarte. Um als Mengengerüst für ökonomische Fragestellungen zu genügen, muss die Anweisung der Schutz- und Erholungsfunktion dort an den Präferenzen und Restriktionen der Haushalte orientiert sein. In ökonometrischen Analysen wurde uberprüft, inwiefern von den in der Waldfunktionenkarte ausgewiesenen Erholungszonen zum einen auf die flächenweite quantitative Inanspruchnahme und zum anderen auf die monetäre Bewertung der Erholungsleistungen des Waldes durch die Haushalte geschlossen werden kann. Die hierbei gewonnenen Erkenntnisse bezüglich der Aussagefähigkeit der Waldfunktionenkarte als Datenbasis für ein umweltökonomisches Berichtssystem geben Hinweise darauf, dass die quantitative Inanspruchnahme der öffentlichen Güter der Forstwirtschaft durch die privaten Haushalte anhand ausgewiesener Schutz- und Erholungsfunktionen der Wälder geschätzt werden kann. Die Analyse, ob von den dokumentierten Waldfunktionen auf die monetäre Bewertung öffentlicher Güter zu schätzen ist, war Gegenstand der zweiten ökonometrischen Untersuchung. Das hierfür zugrunde gelegte Modell musste jedoch in empirischen Tests verworfen werden. Demzufolge kann zunächst mit Hilfe der ausgewiesenen Waldfunktionen nicht auf die monetäre Bewertung der Haushalte für Fernerholungsbesuche geschlossen werden. Die Kriterien zur Ausweisung einzelner Sozialfunktionen in der Waldfunktionenkarte sind an raumplanerischen Bedürfnissen ausgerichtet. Die Ergebnisse der Analysen geben einen Hinweis darauf, dass die Erfüllung ökonomischer Ansprüche an ein Mengengerüst im Kielwasser nicht-ökonomischer Darstellungen der Waldfunktionen nur sehr eingeschränkt möglich ist.