- Standardsignatur13200
- TitelDie Bewertung des Waldvermögens im Volkswirtschaftlichen Rechnungswesen
- Verfasser
- ErscheinungsortFrankfurt am Main
- Verlag
- Erscheinungsjahr2000
- SeitenS. 1-174
- Illustrationen22 Abb., zahlr. Lit. Ang.
- MaterialArtikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200126516
- Quelle
- AbstractZiel Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen ist die vollständige Abbildung des makroökonomischen Geschehens einer Volkswirtschaft in einer abgelaufenen Periode. Die Erfüllung dieses Zieles leistet einen Beitrag zur Unterstützung politischer Entscheidungsträger in allokations- und distributionspolitischen Fragestellungen. Des weiteren bilden die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen die Grundlage für die Formulierung und Prüfung wirtschaftswissenschaftlicher Theorien. Zum makroökonomischen Geschehen einer Volkswirtschaft zählen neben ökonomischen Transaktionen mit marktgängigen Waren und Dienstleistungen auch intersektorale Beziehungen, die durch Marktversagen gekennzeichnet sind. Der Sektor Forstwirtschaft ist in beiden Bereichen nur unvollständig abgebildet. In der bisherigen Darstellung seiner Produktionsaktivitäten können erhebliche systematische Verzerrungen vermutet werden. Ein wesentlicher Grund hierfür liegt in der Vernachlässigung des Waldvermögens und seiner Veränderungen. Aus dieser Problemstellung leitet sich die Zielsetzung dieser Arbeit ab. Sie soll einen Beitrag zu einer theoretisch fundierten Darstellung der Forstwirtschaft und des Waldvermögens im Volkswirtschaftlichen Rechnungswesen leisten. Der Teil I untersucht das Waldvermögen als Teil des Volksvermögens im Darstellungsbereich des ESVG 95. Es wird eine Methodik zu seiner Erfassung und Bewertung entwickelt, dessen Praktikabilität in einer Anwendung auf das niedersächsische Waldvermögen erprobt wird. Zunächst erfolgt eine Vorstellung des Konzepts der Waldbilanzen. Dabei handelt es sich um einen Rahmen zur Darstellung des Waldvermögens und seiner Veränderungen. Die Betrachtung des Aufbaus vor dem Hintergrund des ESVG 95 kommt zu dem Ergebnis, dass die zu erfassenden Ströme und Bestände eine ESVG-konforme Gliederung aufweisen. Das Konzept der Waldbilanzen beinhaltet die physische und monetäre Darstellung des Waldvermögens. Im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen sind physische Darstellungen unüblich. Vor dem Hintergrund der monetären Erfassung konnte jedoch ihre Zweckmäßigkeit gegründet werden. Sie erlauben eine Bewertung des Waldvermögens entsprechend der Vorgaben des ESVG 95. Folglich werden physische Waldbilanzen für Niedersachsen erstellt. Die Daten stammen aus veröffentlichten Statistiken und werden mit Hilfe einfacher Berechnungs- und Fortschreibungsmethoden der Dendrometrie und der Forsteinrichtung verarbeitet. Die erstellten physischen Waldbilanzen weisen einen bedeutenden Nettovorratsaufbau aus. Sie deuten bereits die erheblichen Vernachlässigungen von Produktionsaktivitäten und Vermögen der Forstwirtschaft in physischen Größen an. Die Überführung der physischen in monetäre Waldbilanzen basiert auf einer theoretischen Analyse von Märkten für nichtproduzierte Vermögensgüter. Aus dieser Analyse lässt sich das Konzept der Eigennachfrage herleiten. Es stellt einen Ansatz zur Fundierung einer Übertragung des Marktpreises gehandelter Teilmengen eines Vermögensbestandes auf den Gesamtbestand dar. Darüber hinaus erweist sich das Konzept im weiteren Verlauf dieser Analyse als eine wesentliche theoretische Basis der Untersuchung des niedersächsischen Waldgrundstücksmarktes. Die Implizite Preismethode stellt einen weiteren Ansatz zur Betrachtung der Preisbildung für Waldgrundstücke dar. Sie basiert auf der Merkmals-Analyse der Nachfragetheorie von Lancaster, welche zur Erklärung der Preisbildung für heterogene Güter herangezogen werden kann. Als Ergebnis der Beschäftigung mit den theoretischen Grundlagen der Bewertung und der Bewertungsverfahren wird eine methodische Vorgehensweise zur monetären Erfassung des Waldvermögens entwickelt. Sie wird in dieser Arbeit als Waldgrundstückspreismethode bezeichnet. Sie setzt sich aus drei Komponenten zusammen: Ermittlung des Preisniveaus für Waldgrundstücke auf dem Waldgrundstücksmarkt; Analyse der Preisentwicklung auf dem Waldgrundstücksmarkt; Analyse preisbestimmender Merkmale von Waldgrundstücken anhand der Impliziten Preismethode (Hedonic Price Method) und Aufteilung des Marktpreises in die auf Boden und Bestand entfallenden Anteile. Die Waldgrundstückpreismethode wird zur Bewertung des Waldvermögens in Niedersachsen angewendet. Daten zum niedersächsischen Waldgrundstücksmarkt werden in den Grundstücksmarktberichten der Oberen Gutachterausschüsse veröffentlicht. Ihre Analyse ergibt ein Preisniveau für Waldgrundstücke in Niedersahcsen zum 31.12.1995 in Höhe von rund 10.600 DM pro Hektar. Es wird ein Modell entwickelt, welches die Veränderung des Waldgrundstückspreises im Zeitabluaf anhand von theoretisch identifizierten Determinanten erklärt. Mittels Regressionsanalyse erfolgt eine empirische Überprüfung des Modells auf der Basis der Preisentwicklung von Waldgrundstücken im Regierungsbezirk Lüneburg von 1986 bis 1997. Die Determinante Rohholzpreis erweist sich bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 Prozent als signifikant den Preis für Waldgrundstücke erklärend. Das einfache lineare Regressionsmodell mit dieser Determinante ist in der Lage, rund 60% der Streuung der durchschnittlichen jährlichen Waldgrundstückspreise zu erklären. Die Ergebnisse der ökonometrischen Analyse der Preisentwicklung werden dazu verwendet, einen Index der Waldgrundstückspreise zu berechnen. Der dritte Analyseschritt der Waldgrundstückspreismethode betrachtet Waldgrundstücke als Träger von Eigenschaften. In der Modellbildung werden bewertungsrelevante Eigenschaften theoretisch identifiziert. Der Preis für Waldgrundstücke wird dann nach der Impliziten Preismethode als Funktion der identifizierten Eigenschaften erklärt. Die regressionsanalytische Überprüfung des Modells erfolgt anhand von Daten einer Kaufpreissammlung des niedersächsischen Forstplanungsamtes. Als empirisches Ergebnis wird eine implizite Preisfunktion für Waldgrundstücke ermittelt. Danach setzt sich der Preis aus einer konstanten Basis und einer impliziten Bewertung der Eigenschaft Vorrat in Festmetern zusammen. Dieses Ergebnis wird zur Aufteilung des Preises für Waldgrundstücke auf die dem Boden und dem Bestand zuzurechnenden Anteile verwendet. Die Ergebnisse der drei Analyseschritte der Waldgrundstückspreismethode lassen sich zusammenführen. Zur Überführung der physischen in monetäre Waldbilanzen werden Bewertungen des Waldbodens und des Bestandes zum Stichtag am Anfang und am Ende des Darstellungszeitraumes benötigt. Diese lassen sich mit Hilfe der Waldgrundstückspreismethode gewinnen. Die Erstellung der monetären Waldbilanzen gestaltet sich dann einfach. Sie erfordert lediglich die Multiplikation der physischen Größen mit den ermittelten Bewertungen pro Hektar und pro Festmeter. Nach den vorliegenden Berechnungen und Analysen beträgt das Waldvermögen im niedersächsischen Wirtschaftswald zum 31.12.1995 rund 10,5 Mrd. DM. Der Nettovorratsaufbau kann für den Zeitraum 1991 bis 1995 mit rund 1,1 Mrd. DM in Preisen von 1991 angegeben werden. Beide Größen werden in den bisherigen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen vernachlässigt. Das im Teil I dieses Bandes vorgestellte Konzept erlaubt eine mit dem ESVG 95 kompatible monetäre Erfassung des Waldvermögens und seiner Veränderungen. Die Waldgrundstückspreismethode ist in der Lage, eine Marktpreisbewertung für Waldgrundstücke durchzuführen und die Bewertung auf den Boden und den Bestand aufzuteilen. Die Waldbilanzen stellen das Waldvermögen und seine Veränderungen in einer ESVG-konformen Gliederung dar. Die Praktikabilität stellt sich in einer Anwendung auf das niedersächsischen Waldvermögen unter Beweis.
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