- Standardsignatur15101
- TitelEinige Überlegungen zu Möglichkeiten und Grenzen der Nutzung in den Kaspischen Wäldern
- Verfasser
- ErscheinungsortBonn
- Verlag
- Erscheinungsjahr2005
- SeitenS. 129-143
- Illustrationen11 Lit. Ang.
- MaterialArtikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200125360
- Quelle
- AbstractDer Beitrag befasst sich mit den rund 1,2 Mio. Hektar naturnaher kaspischer Wälder, die bisher bereits in unterschiedlicher Weise genutzt werden. Ihnen kommt vorrangig für die menschlichen Siedlungen in den Bergtälern und im kaspischen Tiefland eine überlebenswichtige Schutzfunktion vor Starkregenereignissen, Erosion und Hangrutschung zu. Zudem sichern sie die nachhaltig gleichmäßige Trinkwasserversorgung der Region. Es wird begründet, warum die in Europa entwickelten Verfahren der "klassischen" Forstwirtschaft den naturnahen Möglichkeiten der Kaspischen Wälder nicht gerecht werden. Das Plenterprinzip empfiehlt sich als Konsequenz aus den historischen Fehlentwicklungen als geeignetste Form einer zeitgemäßen, umfassend nachhaltigen Waldwirtschaft. Die Ausgangslage für eine naturverträgliche Bewirtschaftung ist günstig, da die Kaspischen Wälder noch die meisten Qualitätsmerkmale von Naturwäldern aufweisen. Die Holznutzung sollte nach dem Grundsatz "Qualität statt Quantität" durch selektive Entnahme von Wertholzstämmen erfolgen. Dies wäre auch ohne intensive, kapitalaufwendige und für das Wasserabflussregime riskante Straßenerschließung durch Vorliefern mit zeitgemäß weiterentwickelten Methoden des Gespannzuges möglich. Möglichst viele Biomasse sollte im Bestand verbleiben im Interesse der Bodenbildung und Waldgesundheit, der Zuwachsleistung und der Erhaltung der Biodiversität. Der besondere Wert uralter Bäume als "wildlife trees" und Totholz für die Bewahrung des Urwalderbes an Artenreichtum und genetischer Vielfalt wird besonders betont. Die weltweite Nachfrage nach wertvollen Laubholzsortimenten steigt, unterliegt jedoch einem häufigeren, kaum vorhersehbaren Wechsel von Holzartenmoden. Daher sollte auch aus ökonomischen Überlegungen der volle natürliche Baumartenreichtum der Kaspischen Wälder erhalten bleiben. Die Entwicklung der Wälder unter dem Einfluss der Plenternutzung ist mit permanenten Stichproben-Inventuren zu überwachen. Auswirkungen auf die Artenvielfalt sollte ein Monitoring über Indikatorspezies verfolgen. Es wird dringend empfohlen, die großen Carnivoren Bär, Wolf und Leopard in lebensfähigen Populationen als Hüter der Wälder zu erhalten. Andererseits muss vermieden werden, die Bestände großer Pflanzenfresser etwa im Interesse der Jagd durch Hege zu vermehren. Die verhängnisvollen Folgen der gestörten Beziehung zwischen Waldnachwuchs und Pflanzenfressern, vor allem Rotwild und Rehen, auf Gesundheit und Wirtschaftlichkeit der europäischen Wälder ist ein warnendes Beispiel. Zukunftsträchtiger als die Jagd könnte ein umwelt- und sozialverträglicher Ökotourismus für die kaspischen Provinzen werden. Europäische Forstleute können aus ihrer Forstgeschichte in erster Linie Erfahrungen weitergeben, welche Fehlentwicklungen man unbedingt vermeiden sollte, damit Wäldern anderer Völker das beklagenswerte Schicksal erspart bleibe, das unseren heimischen Wäldern in 200 Jahren geregelter Bewirtschaftung widerfahren ist. Der Versuch die kaspischen Naturwälder mit ihrem reichen Erbe von Urwaldmerkmalen in Zukunft so zu bewirtschaften, dass alle zeitgemäßen Zielvorstellungen umfassender Nachhaltigkeit verwirklicht werden, ist eine großartige Herausforderung an die iranische Forstwirtschaft und Forstpraxis, deren Fortgang interessierte Forstleute, Ökologen, Naturschützer und Waldfreunde der sommergrünen Waldregionen mit gespannter Erwartung begleiten.
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