Standardsignatur
Titel
Die Bildung der Wasserreiser bei Buche
Verfasser
Erscheinungsort
Erivan
Verlag
Erscheinungsjahr
1933
Seiten
S. 61-77
Material
Artikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
Datensatznummer
200123005
Quelle
Abstract
Die Bildung von Wasserreiser geschieht bei den verschiedenen Holzarten im allgemeinen auf zweierlei Art. Die Wasserreiser im üblichen Sinn des Wortes entwickeln sich bei plötzlicher Freistellung von Stämmen, die bis dahin in geschlossenen Beständen gestanden haben. Wasserreiser dieser Art, die der Autor als "Wasserreiser I. Ordnung" bezeichnet, sind charakteristisch für die Eiche, Ahorn u.d.m. Holzarten. Bei der Buche bilden sich solche Wasserreiser durch Freistellung der Stämme niemals; sie entwickeln sich im Gegenteil nur bei Unterdrückung der Stämme in geschlossenem Bestand, also bei Stämmen der IV. und V. Klasse nach Kraft. Durch die Bildung von Wasserreisern, die mitunter die unterdrückten Stämme dicht bedecken, wird der Mangel an Licht bis zu einem gewissen Grade ausgeglichen und der Stamm bekommt die Möglichkeit, noch eine längere Zeit kümmerlich zu vegetieren, in dem er mit Hilfe der Wasserreiser das diffuse, schwache Licht unter dem Kronendach des Bestandes ausnutzt. Solche Wasserreiser, die sich bei Lichtmangel entwickeln, schlägt der Autor vor als "Wasserreiser II. Ordnung" zu bezeichnen (Abb. 14 und 15). Von den gewöhnlichen Ästen der Bäume unterschieden sich die Wasserreiser durch den horizontalen Wuchs ihrer Basis (Abb. 15). Aufnahmen auf Probeflächen ergaben das Resultat, dass in einem gleichaltrigen Buchenbestand die Anzahl der Wasserreiser auf den Stämmen mit der Abnahme des Durchmessers steigt. Die herrschenden und mitherrschenden Stämme der I. und II. Klasse nach Kraft weisen keine Wasserreiserbildung auf. Stämme der III. Klasse besitzen sie in ganz kleiner Anzahl, während die Stämme der IV. und V. Klasse dicht mit Wasserreisern II. Ordnung bedeckt sind. Vom forstwirtschaftlichen Standpunkt aus müssen die Wasserreiser als eine unerwünschte, negative Erscheinung betrachtet werden, da sie Ästlichkeit der Stämme hervorrufen. Werden bei Durchforstungen oder Lichthieben die unterdrückten, mit Wasserreisern bedeckten, Stämme nicht entfern, so setzt bei Ihnen, nach Freistellung und Lichtzutritt, ein starkes Wachstum ein, das zur Bildung vieler niederwertigen, ästigen Stämme führt (Abb. Nr. 16). Folgerung: bei Durchforstung und Lichtschlag müssen in Buchenbeständen hauptsächlich Stämme entfernt werden, die mit Wasserreisern bedekct sind und, da in gleichalterigen Beständen zu diesen ausschließlich die Unterdrückten gehören, so muss als die natürlichste Form der Bestandespflege für Buchen die der Niederdurchforstung angesehen werden. Da der Grad der Bedeckung eines Stammes mit Wasserreisern gleichzeitg Weiser für den Unterdrückungsgrad desselben ist, können die Wasserreiser als Merkmal bei der Anweisung des einen oder anderen Stammes zum Abtrieb, bei Durchforstungen sowie Lichtschlagen usw. dienen.