- Standardsignatur4223
- TitelDas Mehrpfad-Prinzip der Forsteinrichtung : Alternative zur standardisierten Waldnutzung
- Verfasser
- ErscheinungsortMünchen
- Verlag
- Erscheinungsjahr2005
- SeitenS. 469-471
- Illustrationen1 Abb., 35 Lit. Ang.
- MaterialArtikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk
- Datensatznummer200122797
- Quelle
- AbstractDer Begriff Forsteinrichtung entstand in der Mitte des 18. Jahrhunderts und ist gleichbedeutend mit der nachhaltigen Nutzung von Waldressourcen. Die in Deutschland im 19. Jahrhundert entwickelten wissenschaftlichen Ansätze zur Sicherung der Nachhaltigkeit der Holzerträge wurden bald weltweit zur Grundlage der geregelten Waldnutzung. Zu den herausragenden Leistungen der frühen deutschen Forsteinrichtung gehören das Normalwaldmodell und die Ertragstafeln. Etwa ab der Mitte des 20. Jh. erzwangen neue Anforderungen an die Waldnutzung und neue technische Möglichkeiten eine Abkehr von den bewährten Praktiken. Eine grundsätzliche Neuausrichtung der Wissenschaftsdiziplin Forsteinrichtung erfolgte vor etwa zwei Jahrzehnten, vornehmlich im experimentierfreudigeren Ausland. Die neue theoretische Basis berücksichtigt die Vielfalt der Zielsetzungen und die Unsicherheiten, die sich durch die Änderung der Umweltfaktoren und durch die zyklische Änderung der waldbaulichen Vorgaben ergeben. Heute genießt die deutsche Forsteinrichtungsforschung ein hohes internationales Ansehen, u.a. bedingt durch einen neuen wissenschaftlichen Ansatz, das sog. Mehrpfad-Prinzip. Forsteinrichtung wird heute verstanden als der mittel- und langfristige Entwurf der Waldentwicklung. Der mittelfristige "Entwurf" der Forsteinrichtung basiert auf der Beurteilung von Bestandespfaden und berücksichtigt Auswirkungen forstlicher Eingriffe, die über das jeweilige Wirtschaftsjahr hinausreichen. Der optimale Entwurf eines Forstbetriebes bzw. einer Waldlandschaft ist durch diejenige Kombination von Bestandespfaden gegeben, bei der die einzelbestandsweisen und die gesamtbetrieblichen Ziele optimal erfüllt werden. Jeder Bestand bietet eine Vielfalt waldbaulicher Möglichkeiten, die es auszuloten und mithilfe des verfügbaren Wissens zu beurteilen gilt. Chen u. Gadow [5] haben das Prinzip für ein Beispiel in Solling dargestellt. Einfache Vorstellungen wie schlagweise oder naturgemäße Waldnutzung werden durch die Einsicht ergänzt, dass der forstliche Handlungsraum weniger durch nicht überprüfbare Doktrinen und abstrakte Leitbilder, sondern vor allem durch die realen Möglichkeiten bestimmt wird, die ein tatsächlicher Ausgangszustand bietet. In diesem Sinn kann die Forsteinrichtungsforschung einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Waldnutzung und zur Effektivitätssteigerung im Forstsektor leisten. Die wissenschaftlichen Disziplinen sind seit etwa mehr als einem Jahrhundert in einem progressiven Differenzierungs- und Spezialisierungsprozess begriffen. Dieser Siegeszug von wissenschaftlich begründeten Einzelerkenntnissen wird nicht immer begleitet durch ein angemessenes Verständnis und den verantwortlichen Umgang mit komplexen Systemen. Für diese Aufgabe ist die Forsteinrichtung in idealer Weise geeignet, denn ihre Existenzberechtigung besteht darin, eine optimale mittelfristige Waldentwicklung zu entwerfen, auf der Basis des gegebenen Ausgangszustandes und unter gleichzeitiger Berücksichtigung der bestandesweisen und der gesamtbetrieblichen Ebene. Für diese neue Aufgabe stehen gute technische Hilfsmittel und neue methodische Grundlagen zur Verfügung.
- Schlagwörter
- Klassifikation61 (Forsteinrichtung (Allgemeines, Theorie, Grundlagen))
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