Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass die vorgestellten kleinen Rückhalteräume mit einer einfachen ungesteuerten Drossel in etwa die gleiche Scheitelreduzierung wie die Renaturierung bewirken. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Wirkung durch Rückhalteräume in der Regel schneller erreicht werden kann, als durch die in der Regel zeitaufwändigere Renaturierung. Bei Betrachtung sehr langer Zeiträume kann die Wirkung der Renaturierung durch weitere eigendynamische Entwicklungen noch weiter ansteigen. Soweit der Hochwasserschutz im Vordergrund steht, sollten die Retentionsräume mit einem steuerbaren Drosselorgan ausgestattet werden, da hierdurch die Wirkung deutlich ansteigt. Nachteilig ist dabei evtl., dass sich Flora und Fauna in den Retentionsräumen nicht so gut anpassen, da die Flächen seltener überflutet werden. Außerdem steigt durch die steuerbaren Drosseln der Wartungs- und Unterhaltungsaufwand, wobei im Hochwasserfall eine entsprechende Anzahl an Betriebspunkten zu kontrollieren und zu überwachen sind. In diesem Fall ist die zentrale Anordnung eines Hochwasserrückhaltebeckens unmittelbar vor der schützenden Ortslage die beste Lösung. Die hier nicht näher dargestellte Untersuchung der ökologischen Auswirkungen zeigt, dass der Eingriff bei dem einzelnen Retentionsraum geringer ist als bei einem deutlich größeren Hochwasserrückhaltebecken, in der Summe sind jedoch die eingestaute Fläche und die Dammaufstandsfläche um das 3 - 4 fache größer als bei einem größeren Becken an einem zentralen Standort. Diese Faktoren hägen in hohem Maße von der Topografie des betrachteten Einzugsgebietes ab und können nur für Mittelgebirgsregionen an Anhalt dienen. Vorteil der dezentralen Retentionsräume ist, dass auch der Hochwasserschutz flächiger im Einzugsgebiet verbessert wird, während die Hochwassergefährdung oberhalb eines größeren Hochwasserrückhaltebeckens für die betroffenen Anwohner unverändert bleibt. Bei der Kombination von zentralen und dezentralen Maßnahmen verringert sich mit größer werdendem Rückhalteraum die Wirkung von dezentralen Maßnahmen; die Gesamtwirkung entspricht somit nicht der Summe der Einzelwirkungen. Dies ist auch interessant für Standorte, an denen in der Vergangenheit an Oberläufen verhältnismäßig große Hochwasserrückhaltebecken oder Talsperren mit entsprechendem Rückhalteraum errichtet wurden. Hier kann die Hochwasserschutzwirkung durch ergänzende Maßnahmen oberhalb der Anlage oft nur noch geringfügig verbessert werden. Die dezentralen Retentionsräume und Gewässerrenaturierung haben aber neben dem Hochwasserschutz auch eine Vielzahl anderer positiver Auswirkungen auf den Naturhaushalt und können deshalb, je nach Standort und Ausgestaltung, sinnvoll sein. Der mit den Maßnahmen verbundene positive Effekt für den Hochwasserschutz ist dann ein begrüßenswerter Zusatznutzen. Soll Hochwasserschutz in einem überschaubaren Zeitraum auch für größere Wiederkehrintervalle erreicht werden, wird weiterhin ein angepasstes "trockenes" Hochwasserrückhaltebecken die beste Wahl sein. Wichtig hierbei ist, die Durchgängigkeit möglichst wenig zu beeinträchtigen und die Regelabgaben aus dem Rückhalt in einem Bereich zwischen HQ5 und HQ10 einzustellen, um die natürliche Gewässerdynamik unterhalb des Rückhaltes teilweise zu erhalten.