Management von Eichenwäldern im Rahmen der FFH-Richtlinie : Eichen-Verjüngung im Wirtschaftswald: durch Prozessschutz ausgeschlossen? : Ein Diskussionsbeitrag
Stiel- und Traubeneiche (Quercus robur, Qu. petraea) sind Schlüsselbaumarten zum Erhalt der Biodiversität in Wäldern. Im Fokus einer hohen Zahl zu schützender Lebensraumtypen und Arten der FFH-Richtlinie kommt es zu einem Konflikt zwischen naturschutzfachlich begründeten Bestrebungen für einen Nutzungsverzicht in Eichen-Althölzern und dem Gegenargument, ohne den nutzenden Eingriff des Menschen könne die Eiche sich nicht verjüngen. Vor diesem Hintergrund wird in einer Literaturstudie der Kenntnisstand der ökologischen Rahmenbedingungen einer erfolgreichen, möglichst naturnahen Verjüngung der Eichen beschrieben. Jungeichen weisen eine unterschätzte Schattentoleranz auf. Die Literatur zeichnet ein sehr widersprüchliches Bild der natürlichen Verjüngungsfähigkeit. Der naturgemäße Waldbau bietet in Femellücken die Chance, weiteren Lichtungszuwachs des Altbestandes mit einer Verjüngung zu kombinieren. Schlussfolgerungen aus waldbaulicher sicht werden gezogen, indem die Kernaspekte der Eichennaturverjüngung definiert und ein Paradigmenwechsel in der waldbaulichen Behandlung der Eichenverjüngung gefordert wird. Zur Erfüllung der FFH-Richtlinie erscheint es angeraten, ein dreistufiges Modell im Rahmen eines Biotopverbunds zu verwirklichen: - Ein günstiger Erhaltungszustand von Totholzbewohnern wird sich nur durch die Nutzungsaufgabe in Eichenbeständen erzielen lassen, welcher eine Konstanz des Totholzangebots mindestens über viele Jahrzehnte gewährleisten wird (segregativer Prozessschutz). - Naturverjüngung in femelartigen Nutzungsstrukturen sowie die Realisierung halboffener Weidelandschaften stellen zwei Strategien des integrativen Prozessschutzes dar, welche den Fortbestand der Eiche sichern können. - Saat und Pflanzung unter Beachtung der genetischen Vielfalt müssen zusammen mit waldbaulicher Pflege und Ausschaltung des Wildverbisses im Rahmen forstlichen Managements die beiden Strategien ergänzen.