Eignen sich phänotypische Merkmale zur Identifizierung von Herkünften forstlichen Vermehrungsgutes?

Freiburg im Breisgau

2004

S. 72-78

18 Lit. Ang.

Artikel aus einer ZeitschriftUnselbständiges Werk

200113812

Phänotypische Merkmale phänologischer, morphologischer oder physiologischer Art haben eine erhebliche Bedeutung für das Überleben und die Reproduktionsfähigkeit sowie für die Leistungsfähigkeit und Qualität einer Population unter den Bedingungen des jeweiligen Anbauortes. Phänotypische Merkmale unterliegen einer unterschiedlich ausgeprägten genetischen Kontrolle und korrelieren in vielen Fällen mit der geographischen Herkunft einer Population. Die Verwendung der für den jeweiligen Anbauort geeigneten Herkünfte forstlichen Vermehrungsgutes bei der Bestandesbegründung entscheidet somit wesentlich über die Stabilität und Leistungsfähigkeit des begründeten Bestandes. Eine wesentliche Voraussetzung für die Verwendung geeigneter Herkünfte stellt die wahrheitsgemäße Deklaration des Vermehrungsgutes einer Herkunft von der Erzeugung bis zur Pflanzung und, im Falle eines Zweifels, ihre Identifizierbarkeit dar. Neben der Verwendung von biochemisch-genetischen Methoden stellt sich die Frage, ob sich auch phänotypische Merkmale für die Identifizierung von Herkünften eignen. Trotz regionaler und klinaler Unterschiede zwischen Herkünften innerhalb einer Art eignen sich phänotypische Merkmale nicht für eine eindeutige und unmittelbare Identifizierung von Vermehrungsgut unbekannter oder zweifelhafter Herkunft. Phänotypische Merkmale können jedoch wertvolle Hinweise auf das Vorliegen einer falschen Identität liefern, wenn eine beobachtete Merkmalausprägung deutlich von der erwarteten abweicht. Die Identitätssicherung von forstlichen Vermehrungsgut von der Erzeugung über alle Stufen der Verarbeitung bis zum Vertrieb durch eine strikte Handhabung der gesetzlichen Regelungen kommt somit neben der Entwicklung geeigneter Identifizierungsmethoden auf molekular- und biochemisch-genetischer Grundlage weiterhin eine entscheidende Rolle zu. Alle Bemühungen zur Identitätssicherung von forstlichem Vermehrungsgut können durch ein entsprechendes Qualitäts- und Preisbewusstsein der Abnehmerseite entscheidend unterstützt werden.