Das Nahrungsangebot für die Schalenwildarten ist in naturnahen, geschlossenen Laubwäldern der Optimalphase (Hallenwälder) deutlich niedriger als in naturfernen Nadelforsten, auf Verjüngungsflächen oder Wiesen. Dies bedeutet, dass in der Kulturlandschaft auch ohne Fütterung mehr Schalenwild leben kann als in einer vom Menschen kaum oder wenig beeinflussten Naturlandschaft. Eine wichtige Voraussetzung ist allerdings, dass dieses Nahrungsangebot der Kulturlandschaft erreichbar ist, d.h. ohne Störungen oder Ausschluss (Gatter) dem Wild zur Verfügung steht. Ein Beispiel für das höhere Angebot an Nahrung im Wirtschaftswald im Vergleich zum Urwald sind die Rotwild-Untersuchungen von Kossak (o.J.) im zentralen Teil des Bialowieza-Waldes in Ost-Polen. Durch Wildbeobachtungen und -zählungen konnte dort gezeigt werden, dass die Populationsdichte im nicht mehr bewirtschafteten Nationalpark (Urwald) deutlich niedriger lag als im benachbarten Wirtschaftswald. Besonders hoch war die Rotwilddichte in der Übergangszone zwischen Urwald und Wirtschaftswald. Hier hielt sich das Rotwild tagsüber in der ruhigeren Urwaldzone auf, um dann nachts in die Wirtschaftswälder zu ziehen, da hier das Nahrungsangebot deutlich höher war als im Urwald. In allen drei Bereichen fand keine Bejagung statt.