Hochwasservorsorge in Waldgebieten Südwestdeutschlands

Freiburg im Breisgau

2003

S. 177-194

6 Abb., 31 Lit. Ang.

Artikel aus einer Zeitschrift

200108769

Der hydroökologische Gesichtspunkt eines zeitlich verzögerten und in der Intensität verminderten Wasserabflusses aus dem Wald und eines möglichst hohen Retentionsvermögens für Wasser wird im besonderen Maße berücksichtigt durch: - einen Wald mit ökologisch stabilen, naturnahen Waldgesellschaften, - Unterstützung und Entwicklung bodenschonender Bewirtschaftungstechnologien und Vermeidung von Linienstrukturen im Wald, - die Reduktion jeglicher Bodenbearbeitung auf punktuelle Eingriffe, - die Reduktion der Wegedichte und Entwässerung des Waldwegenetzes in angrenzende Waldbestände, - die schonende Bewirtschaftung von Bauchauen mit Berücksichtigung der Eigendynamik der Waldgewässer und - die Schaffung von Retentionsräumen in den Bachauen und in miteinander vernetzten Rückhaltebecken, die sich antizyklisch zum jeweiligen Wasserangebot entleeren sollen. Wasserrückhaltende und abflussverzögernde Maßnahmen müssen in ein Bewirtschaftungskonzept einfließen, das sowohl die sehr unterschiedlichen standortstypischen Eigenschaften als auch mögliche meteorologische Situationen berücksichtigt. Hierbei ist zu beachten, dass ein solches Bewirtschaftungskonzept Maßnahmenvorschläge enthält, die einer stark ökonomisch ausgerichteten Forstwirtschaft Beschränkungen auferlegt und die auch in Teilen über Maßnahmen der ordnungsgemäßen Forstwirtschaft hinausgehen. Die Umsetzung bedarf eines gesellschaftlichen Konsens unter Einbindung der jeweiligen Waldbesitzer. Hochwasservorsorge darf und kann sich aber nicht auf entsprechende Bewirtschaftungskonzepte im Wald beschränken. Unter dieser Zielsetzung müssen sämtliche raumbewirtschaftende Disziplinen zusammenwirken - Wald- und Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Weinbau, Siedlungswirtschaft und Verkehr sowie Raum- und Landesplanung.