Gegen Ende des 18. Jh. waren Deutschlands Wälder weitgehend zerstört und devastiert. Im Zuge der folgenden Wiederaufforstung etablierte sich das System des "schlagweisen Hochwaldes". Trotz unbestreitbarer Erfolge besaß es mit seinen gleich alten Beständen aus meist nur einer Baumart viele Nachteile und hohe Risiken. Seit der Mitte des 19. Jh. gab es deshalb zahlreiche Ansätze zu einer naturnäheren Waldwirtschaft, die jedoch lange Zeit ohne durchschlagenden Erfolg blieben. Erst die 1950 gegründete "Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft" (ANW) bündelte die alternativen Ideen und formulierte die Grundsätze einer solchen Wirtschaftsweise. Diese gehen davon aus, dass der Wald als Ganzheit zu verstehen und unter Ausnutzung der in ihm ablaufenden natürlichen Prozesse zu behandeln ist. Die sich daraus ableitenden Kriterien (Ersatz des Kahlschlags durch einzelbaumweise Nutzung, standortgemäße Wahl der Baumarten, Mischung, Naturverjüngung unter Schirm) und die davon erwarteten Folgen (strukturreiche Dauerbestockung, vermindertes Risiko, verbessertes Betriebsergebnis, Integration der Sozial- und Schutzfunktionen) werden beschrieben. Weiter wird über das Niedersächsische Forstamt Stauffenburg berichtet. Seit 1943 wurde hier, zunächst nur auf einer Teilfläche als Versuchsbetrieb toleriert, naturgemäß gewirtschaftet. Diese Wirtschaftsweise wurde nach und nach ausgeweitet auf den gesamten Staatswald und fand darüber hinaus auch Eingang in die zahlreichen Betreuungsforten des durch Umorganisationen mehrfach vergrößerten Forstamtes. So entstand einer der Beispielbetriebe für naturgemäße Waldwirtschaft, wie sie die ANW 1950 gefordert hatte. Seine naturale und wirtschaftliche Entwicklung ist durch Strichprobeninventuren gut dokumentiert. Dies trug dazu bei, dass ab etwa 1980 die Niedersächsische Landesforstverwaltung mehr und mehr naturgemäße Elemente in ihr waldbauliches Handeln und schließlich auch in das 1991 von der Niedersächsichen Landesregierung verabschiedete Programm zur langfristigen, ökologischen Waldentwicklung übernahm, dessen Grundsätze und Ziele sich weitgehend decken mit denen der ANW.
221.6 (Dauerwald) 226 (Wechsel des Waldbausystems. Umwandlungen (hinsichtlich des Systems oder der Holzarten)) 902 (Geschichte der Wälder und des Forstwesens [Unterteilung durch Querverweise zu den geographischen und sachlichen verwende 902:972 oder 972.1/.9 für bestimmte Organisationen]) 624.3 (Einzelplanung (Verjüngung, Kulturmaßnahmen, Bestandespflege, Umwandlungen usw.)) [430] (Deutschland, 1990-)