Mit der Schaffung grossraeumiger Waldreservate von europaeischer Bedeutung hat sich die Landesregierung Nordrhein-Westfalen eine sehr ehrgeizige Aufgabe gestellt, die einen flaechenhaften Naturschutz im Wald zum Ziel hat. Dieses Ziel ist aber allein nicht durch blosse naturnahe Waldwirtschaft zu erreichen, sondern darueber hinaus sind mittelfristig Eingriffe in das Waldoekosystem geplant, die noch eine Vielzahl ungeklaerter Fragen aufwerfen. Keiner kann heute fuer sich in Anspruch nehmen, genau zu wissen, wie dieser Wald in dem von uns anzustrebenden Optimalzustand letztendlich wirklich aussehen wird. Und dies ist gut so! Trotzdem muss es ein Anliegen aller sein, sich daran zu beteiligen, einen Wald mit hoher Naturnaehe zu entwickeln, der sich besonders dadurch auszeichnet, dass er anchhaltig oekologisch stabil ist und ein grosses Potential an bodenstaendigen Tier- und Pflanzenarten aufweist. Der Weg dorthin ist beschwerlich, weil er personal- und kostenintensiv ist. Der kleinflaechige Umbau der Nadelbaumbestaende in bodenstaendige Laubbaeume setzt das Vorhandensein von Forstpersonal voraus, das sich zeitlich und qualitativ, und dies in ueberschaubaren Reviergroessen, mit dieser Aufgabe identifizieren kann. Der Einsatz erhoehter Finanzmittel ist z.B. durch die Notwendigkeit der Gatterung vieler Kleinstflaechen gegenueber dem Schalenwild und dem Verzicht auf Holzeinnahmen infolge Nutzung von Nadelbaeumen vor Hiebsreife bzw. Nichtnutzung von reifen Laubbaeumen auf groesseren Flaechen bedingt. Naturschutz im Wald heisst aber nicht, die Wirtschaftsfuehrung innerhalb des gesamten Waldreservates in Frage zu stellen, sondern bedeutet vielmehr, das Oekosystem Wald in seiner Gesamtheit zu begreifen, in dem eine Eigendynamik in all seinen Raum-Zeit-Phasen sichergestellt ist. Demzufolge muss eine oekologischen Gesetzmaessigkeiten unterworfene Waldwirtschaft auf der gesamten Flaeche stattfinden und darf sich nicht nur in eng abgegrenzten Reservatsbereichen abspielen. Es wird auch deutlich, dass Naturschutz - als eine Facette des Oekosystemschutzes - sich nicht vorrangig an Eigentumsgrenzen orientieren darf. Angesichts der Tatsache, dass der Staatswald nur 13% der Landeswaldflaeche ausmacht, muss das Waldnaturschutzkonzept durch seine volle Einbindung der an den Staatswald angrenzenden Besitzarten noch effizienter gestaltet werden. Deshalb ist verantwortungsvolles Handeln mit Augenmass das Gebot der Stunde und Garant dafuer, dass von einer grossen Mehrheit die Vorbildlichkeit des staatlichen Handelns erkannt und akzeptiert wird. Das Vertrauen in staatliches Handeln und in seine Verlaesslichkeit ist die Voraussetzung fuer den Privatwald, mit oeffentlichen Stellen ueber besondere Formen des Naturschutzes auf seinen Flaechen in Dialog zu treten. Die Waldreservate im Staatswald koennten damit zu Kondensationskernen fuer flaechig effektiven Naturschutz ....