Vierzig Wildtyp-Isolate von Sphaeropsis sapinea wurden aufgrund von zuvor definierten Unterschieden hinsichtlich Morphologie, Kulturmerkmalen und unterschiedlicher Lage von Schnittstellen der Endonukleasen DdeI und BstUI in der nukleären ribosomalen DNA den Morphotypen A und B zugeteilt. Dreizehn von 20 Typ A Isolaten und neun von 20 Type B Isolaten enthielten Doppelstrang-RNA (dsRNA) unterschiedlicher Grösse und unterschiedlichen Molekulargewichts. Die Übertragungshäufigkeit von dsRNA in die Konidien betrug 71-100%. Durch Selektion einzelner Konidien wurden von sechs der 22 getesteten dsRNA-infizierten Isolate dsRNA-freie Subkulturen erhalten. Pathogenitätstests an austreibenden Knospen von drei Pinus-Arten zeigten statistisch signifikante Interaktionen zwischen den Faktoren ,,Pinus-Art'' und ,,Untersuchungsjahr'' nach Varianzanalysen (anova) der Virulenz. Die Interaktion von Pinus-Art und Jahr hatte einen starken Einfluss auf die Virulenz. Das Muster dieser Interaktion wurde mittels Hauptkomponentenanalyse der Summe der quadratischen Abweichungen (SQ) des Interaktionstherms der Varianzanalyse ermittelt. Diese sogenannte Interaktivitätsanalyse ist unter dem englishen Begriff AMMI (Additive Main Effects and Multiplicative Interaction) bekannt und hilft bei der Aufteilung der Virulenz auf die verschiedenen Isolate beim Auftreten eines signifikanten Interaktionstherms in der anova. Es wurde die relative Virulenz der Isolate für fünf Kombinationen von Pinus-Art und Jahr geschätzt, und die Isolate wurden entsprechend Virulenz und Interaktivität mittels des AMMI Models klassifiziert. Die Anfälligkeit von Pinus sylvestris hing sehr stark von saisonalen Effekten ab. Bei P. nigra und P. resinosa war dies weniger ausgeprägt. Ein Isolat wurde als von dsRNA besiedelt betrachtet, weil dsRNA-freie Subkulturen des selben Isolats in beiden Jahren eine signifikant stärkere Virulenz bezüglich der drei getesteten Pinus Arten aufwiesen. Typ A Isolate mit dsRNA variierten sowohl zwischen schwacher und starker Interaktivität als auch zwischen schwacher und starker Virulenz. Typ B Isolate mit dsRNA verhielten sich ähnlich hinsichtlich der Interaktivität, sie waren aber entweder avirulent oder besassen nur schwache Virulenz, welche nur selten die mittlere Virulenz aller Isolate überstieg. Im Durchschnitt war die Virulenz von isogenen, dsRNA-freien Isolaten nicht stärker als diejenige der dsRNA-infizierten Mutterkulturen, aber die Interaktivität war häufig verändert. Ein dsRNA-freies Isolat konnte deshalb in einem Jahr virulenter und in einem anderen weniger virulent sein als seine dsRNA-infizierte Mutterkultur.